Letzte TV-Debatte vor den Vorwahlen: Ohne Teddy Trump
Aus Protest bleibt der Milliardär der Fernsehdebatte der Republikaner fern. Und dennoch ist er Thema der Runde. Derweil zieht er andernorts seine eigene Show ab.
Der war der Diskussion aus Protest ferngeblieben. Er boykottierte so die aus seiner Sicht unfaire Berichterstattung des übertragenden US-Nachrichtensenders Fox News. Stattdessen veranstaltete er anderswo in Des Moines eine Wahlkampfkundgebung. Der Konkurrenz bot sich so eine seltene Chance, aus dem Schatten des Umfragen-Spitzenreiters zu treten.
Ohne Verweis auf Trump ging es dann aber doch nicht. Jeb Bush, der frühere Gouverneur von Florida, sagte: „In gewisser Weise vermisse ich Donald Trump. Er war wie ein Teddybär für mich.“ Marco Rubio sagte, der Wahlkampf handele nicht von Donald Trump, sondern davon, die Demokratin Hillary Clinton davon abzuhalten, im November ins Weiße Haus gewählt zu werden.
Wenige Kilometer entfernt sammelte Trump währenddessen Spenden für Veteranen, laut seinem Wahlkampfteam kamen mehr als sechs Millionen Dollar zusammen. In Richtung Fox News wetterte er: “Wenn du schlecht behandelt wirst, musst du dich für deine Rechte stark machen.“
Bilder der leicht bekleideten Moderatorin
Die Fehde mit dem US-Sender geht auf die erste Fernsehdebatte der Republikaner zurück, als Moderatorin Megyn Kelly ihm frauenverachtende Aussagen aus der Vergangenheit vorhielt. Trump wurde danach ausfällig. Am Donnerstag postete er auf Twitter Fotos von der leicht bekleideten Kelly aus einer Fotostrecke des Magazins GQ aus dem Jahr 2010. Dazu schrieb er: “Sie kritisiert Trump dafür, dass er Frauen wie Objekte behandelt. Das Püppchen, das Präsidentschaftsfragen stellt.“ Fox News teilte während der Debatte mit, dass Trump fünf Millionen Dollar an Spendengeldern für seine Wohltätigkeitsorganisationen gefordert hatte, um doch an der Debatte teilzunehmen. Der Sender lehnte ab.
Ohne Trump an seiner Seite durfte Cruz bei der Debatte in der Mitte der insgesamt sieben Bewerber stehen. Eingerahmt wurde er von den aussichtsreichen Kandidaten Ben Carson und Rubio, die Außenplätze nahmen Rand Paul, Chris Christie, Bush und John Kasich ein.
Cruz und Rubio, die Senatoren von Texas und Florida, lieferten sich einen langen Schlagabtausch über Einwanderung – einem Thema, das die Republikaner besonders umtreibt. Cruz beschuldigte Rubio, 2013 im Senat einen Gesetzesentwurf mit einem Weg zur Staatsbürgerschaft für Einwanderer unterstützt zu haben. Rubio schoss zurück, Cruz habe alles gesagt und getan, um Wählerstimmen zu erhalten. Bush blieb während der Debatte erneut weitgehend blass, konnte aber mit Kritik an Rubio zu dem Gesetzesentwurf punkten.
Am Montag finden in Iowa die ersten der Vorwahlen in den einzelnen US-Staaten statt, aus denen letztlich die Präsidentschaftskandidaten von Demokraten und Republikanern hervorgehen. Ob Trumps Abstinenz am Donnerstagabend Auswirkungen auf seine Erfolgschancen hat, ist unklar.
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