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Lesben bei der BerlinaleKleine queere Momente

Ja, die gibt's. Kristen Stewart als Gym-Managerin, der Teddy-Award oder alte Lesben, die sich nicht aus dem Leben kanten lassen.

Glitzer-Top statt Lederjacke: Kristen Stewart, 2023 Foto: Jordan Strauss/Invision/ap/dpa

L etztes Jahr schwebte Kristen Stewart vergnügt auf der Party für den Teddy-Award der Berlinale die Flure der Volksbühne auf und ab. Auch dieses Jahr findet dort wieder die Afterparty zum queeren Filmpreis des Filmfestivals statt. Den lesbischen Weihnachtsfilm „The Happiest Season“ habe ich ihr ja nie so wirklich verziehen, wegen Aubrey Plaza.

Aubrey Plaza, das darf ich an dieser Stelle ruhig ein zweites Mal schreiben, meint in diesem Fall, dass Plaza in der Komödie die bei Weitem interessanteste Figur verkörperte, die der Film allerdings in einer winzigen Nebenrolle verspielte. Fairer Weise muss man sagen, dass auch Stewart in dem Film nur mitgespielt hat, und nicht, wie sie es ab und an tut, Regie geführt oder produziert hat.

Aber wie Stewart jetzt in einer Fotoserie im Rolling Stone auftaucht, komplett mit Hanteln, Jockstrap und Lederjacke im Fitnessstudio, ist so schön schwul, dass selbst mir die Augenbraue hochging. Das Fotoshooting entstand als Teil ihrer Interviews für den neuen Film „Love Lies Bleeding“ von Rose Glass, der im Januar beim Sundance Premiere feierte und nun auf der Berlinale in der „Specials“-Kategorie läuft.

Der Plot: Gym-Managerin Lou (Stewart) begehrt Bodybuilderin Jackie (gespielt von Schauspielerin und Kampfsportlerin Katy O’Brian), nur ihre kriminelle Familie kann sie nicht so ganz abschütteln.

Sharon Stone spielte schon Lesben in Filmen, als es eigentlich noch gar keine lesbischen Rollen gab

Im Trailer zum Film rauschen die beiden zu „Small Town Boy“ von Bronski Beat im Auto durch die Nacht, am Tag rasen sie weiter hin und her, diesmal auf Verfolgungsjagd – irgendwo zwischen romantischem Thriller, lesbischem Roadtrip und Revenge-Fantasy. Vielleicht ist das ja endlich mal eine der anderen Rollen, die Stewart schon so lange einfordert.

Außerdem zur Berlinale erwartet wird Sharon Stone. Am ersten Festivalwochenende eröffnet in der Galerie ­Deschler in Berlin-Mitte ihre Ausstellung mit Gemälden – Stone ist zur Malerei zurückgekehrt und soll inzwischen bis zu 17 Stunden am Stück in ihrem Studio verbringen. Badass halt.

Sharon Stone spielte schon Lesben, als es noch gar keine lesbischen Rollen gab. Ihre Rolle als Fran in „If These Walls Could Talk 2“, in dem sie 2000 nicht den Eispickel schwingt, sondern Sperma auf Trockeneis bestellt, weil sie und ihre Frau ein Kind wollen – unvergessen.

Als Episodenfilm angelegt, spielen sich alle drei Zeitebenen des Films zwischen den gleichen Hauswänden ab. Den Anfang macht eine Geschichte aus dem Jahr 1961, in der Edith, gespielt von Vanessa Redgrave, ihre langjährige Partnerin Abby verliert, die plötzlich im Garten von der Leiter fällt. Deren Verwandte stehlen ihr daraufhin ihr eigenes Haus.

In Ray Yeungs „All Shall Be Well“, der als einer der diesjährigen Teddy-Kandidaten in der Sektion Panorama auf der Berlinale läuft, steht ein ähnliches Szenario im Zentrum. Angie (Patra Au), die sogar eigentlich ein gutes Verhältnis zu den Verwandten ihrer Partnerin Pat hat, droht ihre Wohnung in Hongkong zu verlieren als Pat (gespielt von Kung-Fu-Film-Legende Maggie Li Lin Lin) stirbt. Plötzlich will sie niemand mehr kennen. Wie Angie bei der Beerdigung von der Familie in die letzte Reihe gedrängt wird, ist einfach nur heartbreaking.

Aber – und hier geht der Film weiter, wo „If These Walls Could Talk 2“ noch aufhörte – eine alte Lesbe lässt sich nicht so schnell aus dem Leben rauskanten. Wir können noch ganz andere Gewichte stemmen.

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Noemi Molitor
Redakteur:in
Redakteur:in für Kunst in Berlin im taz.Plan. 2022-2024 Kolumne Subtext für taz2: Gesellschaft & Medien. Studierte Gender Studies und Europäische Ethnologie in Berlin und den USA und promovierte an der Schnittstelle von Queer-Theorie, abstrakter Malerei und Materialität. Als Künstler:in arbeitet Molitor mit Raum, Malerei und Comic. Texte über zeitgenössische Kunst, Genderqueerness, Rassismus, Soziale Bewegungen.