■ Euro-Trauer: Lekker Gulden afgedankt
Am deutsch-niederländischen Grenzübergang Bunderneuland ist eine Folge der Währungsumstellung zu sehen: Die Wechselstube hat geschlossen. „Für immer“, meint eine Beamtin des Bundesgrenzschutzes. Auf der Fahrt zur niederländischen Stadt Groningen zeigen Tankstellen schon die Preise in Euro an. Doch in den Geschäften der Universitätsstadt mit rund 210 000 Einwohnern werden munter weiter Geschäfte in Gulden gemacht. Der ist bis zum 28. Februar 2002 offizielles Zahlungsmittel.
Während die Geschäftsleute in Deutschland nur auf freiwilliger Basis noch die Deutsche Mark annehmen, sind die niederländischen Geschäfte verpflichtet, auch Gulden zu akzeptieren. „50 Prozent der Kunden zahlen in Euro und die anderen mit dem Gulden. Darum muss ich praktisch mit zwei Kassen arbeiten“, sagt Janetta Woldheck, Inhaberin eines Outdoor-Geschäftes in der Groninger Gelkingstraat.
Schon lange hatten die Kaufleute in der Grenzregion zwei Währungen in der Kasse: Vor allem in den Ferien und an Wochenenden strömten die Deutschen mit ihrer Mark über die Grenze. Ein gutes Geschäft für die Niederländer, die meistens die Währungen eins zu eins umrechneten. Das brachte ihnen einen Umtauschgewinn von mindestens zehn Prozent. Doch damit ist jetzt Schluss.
Vor einem Geldinstitut am Markt neben der Martini-Kirche stehen die Menschen Schlange. Sie wollen Gulden in Euro umtauschen. Sicherheitspersonal in Uniform lässt immer nur eine begrenzte Zahl von Kunden hinein.
„Am Mittwoch mussten die Leute noch zwei Stunden warten, heute sind es nur noch 20 Minuten“, erzählt Klaas Spieker, der von seinem Marktstand direkt auf die Bank blickt. Seine Mitarbeiterin ergänzt, sie habe in der Warteschlange eine Nummer ziehen müssen und noch 200 Menschen vor sich gehabt.
„Die Hälfte meiner Kunden zahlt noch mit Gulden, die anderen mit Euro, aber niemand mehr mit Deutscher Mark“, sagt Spieker. Mit zwei Währungen habe er leider die doppelte Arbeit. Er und seine Mitarbeiterin zeichneten erst am Donnerstag die Waren mit Gulden- und Euro-Preisen aus.
Auch in der nahen Kleinstadt Winschoten sind die Waren oft nur mit der Hand ausgezeichnet. „Die Gulden-Preise werden sie nach dem 28. Februar streichen“, befürchtet eine ältere Passantin in Winschoten, „dann wird bestimmt manches teurer“.
Die erste deutsche Tankstelle auf dem Grenzübergang Bunderneuland nimmt schon jetzt keine Gulden mehr. „Nachdem am 28. Dezember die Wechselstube hier dichtgemacht hat, nehmen wir nur noch in echten Notfällen Gulden an“, sagt der Angestellte Andreas Lebert und ergänzt: „Die meisten Niederländer zahlen bargeldlos.“
Hartmut Dirks (dpa)
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