Leerstehende JVA in Göttingen: Start-Up-Bude statt Sozialzentrum
Die Pläne, aus der leerstehenden JVA in Göttingen ein soziales Zentrum zu machen, sind vom Tisch. Stattdessen soll ein Co-Working-Space entstehen.
Trafo Hub soll dann dafür sorgen, dass „innovative Gründungen“ in der Stadt möglich werden und „Göttingen als Life-Science-Standort“ gestärkt würde, wie Verwaltung und Oberbürgermeisterin frohlocken. Leer ausgehen werden dagegen mehrere Gruppen, die ein „Soziales Zentrum“ jenseits von privaten Gewinnabsichten errichten wollten.
Zumindest deuten die Anzeichen klar auf dieses Szenario hin: „Das Konzept der Trafo Hub GmbH aus Braunschweig wird als nachhaltig realisierbar angesehen und soll weiterverfolgt werden“, teilt die Verwaltung nun angesichts zweier anstehender Ausschussitzungen mit: Zunächst kann am Donnerstag der Bauausschuss eine Empfehlung abgeben, wie es mit der städtischen Immobilie weitergehen soll.
Am kommenden Montag soll der Verwaltungsausschuss des Stadtrats in geheimer Sitzung dem Plan abschließend zustimmen.
Kein solidarisches Gesundheitszentrum
Die Festlegung der Stadt auf einen Verkauf der Immobilie ist umstritten: Denn in der nun veröffentlichten Stellungnahme macht die Stadtverwaltung klar, dass die Alternative in Form eines sozialen Zentrums nicht tragfähig sei. Ein Kollektiv von Göttinger:innen aus dem Gesundheitsbereich hatte vorgeschlagen, ein solidarisches Gesundheitszentrum zu errichten, in dem verschiedene Gesundheits- und Sozialangebote unter einem Dach realisiert werden könnte.
Als Teil davon plant die Anwohnerinitiative Forum Waageplatz-Viertel ein inklusives selbstorganisiertes Café. Und die „Sozialistische Jugend – Die Falken“ braucht größere Räume. Es soll auch Ausstellungsräume geben: Gegenüber der ehemaligen JVA befindet sich der Platz der Synagoge (taz berichtete), an den in diesen Räumen erinnert werden könnte.
Die Initiator:innen des Sozialen Zentrums wollen die Immobilie in städtischer Hand belassen und sie dann anmieten. Demgegenüber will Trafo Hub das Gebäude kaufen. Die Stadt hält diese Option für sinnvoller, da das leerstehende Gebäude saniert werden muss. Dafür fehle der Stadt das Geld. „Zudem hat die Stadt aktuell weder die personellen noch die zeitlichen Ressourcen, das Projekt umzusetzen“, teilen Bürgermeisterin und Verwaltung mit. Das vorgelegte Finanzierungskonzept der Initiativen hat sie nicht überzeugt.
Zwar versuchen Grüne, Linke sowie Die Partei und Volt den Plan noch zu verhindern, die von der SPD angeführte Ratsmehrheit will dem Vorhaben der Verwaltung aber folgen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Scholz bezeichnet russischen Raketeneinsatz als „furchtbare Eskalation“
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen