Lebensmittelkontrollen: Verbraucher wollen Smiley-System

Dänemark zeigt Kunden mit Smileys, wie Lokale bei Kontrollen abgeschnitten haben. Auch die meisten Deutschen wollen so ein System, sagt Foodwatch und fordert Gesetz.

Ein Smileysystem wäre der deutschen Dehoga ein Dorn im Auge. Bild: dpa

Traurig sieht der Mann aus, der hinter dem Tresen des Berliner Restaurants Halong Bay Sushi-Reis und Tunfisch in Algenblätter rollt. Nur an wenigen Tischen sitzen Gäste. Melancholische Musik tönt aus den Lautsprechern. "Es kommen jetzt viel weniger Leute", sagt der Sushi-Roller leise. Schuld sei die Lebensmittelaufsicht des Bezirks Pankow, die seit März besonders unhygienische Restaurants und andere Firmen im Internet an den Pranger stellt. Das soll den Druck auf die Wirte erhöhen, ihren Laden sauber zu halten. Denn Bußgelder reichen oft nicht. Nun können potenzielle Kunden auf einer Internetseite zum Beispiel lesen: Bei Kontrollen im Halong Bay waren Regale staubig und klebrig, "im Lager wurde Reis gekocht", und "Geflügelfleisch wurde bei Zimmertemperatur auf dem Fußboden aufgetaut".

Das Veröffentlichungsrecht haben die Ämter am 1. Mai 2008 bekommen, als der Bund das Verbraucherinformationsgesetz in Kraft setzte. Doch bisher nutzt Pankow als einziger Bezirk diese Kann-Vorschrift. In Hamburg-Altona wird ein ähnliches Projekt nur diskutiert. Die Verbraucherorganisation Foodwatch forderte daher am Mittwoch, das Gesetz so zu ändern, dass Ergebnisse von Lebensmittelkontrollen grundsätzlich veröffentlicht werden müssen.

Dabei sollten die Inspekteure anders als in Pankow auch geringe Mängel offenlegen. Zudem müssten die Kontrollergebnisse nicht nur im Internet, sondern auch im Laden publiziert werden. Ein Nachbarstaat Deutschlands tut all das schon: "Wir wollen dänische Verhältnisse", sagte Matthias Wolfschmidt, Vizegeschäftsführer von Foodwatch.

In Dänemark müssen Lebensmittelbetriebe die Ergebnisse seit 2001 etwa durch einen Aushang offenbaren. Wenn es keine Beanstandungen gab, zeigen sie ein Symbol mit einem lachenden Gesicht. Bei einer Strafverfügung ist ein trauriges Gesicht fällig. Das System sei erfolgreich, meint Poul Ottosen, der als Staatssekretär an der Einführung des Modells beteiligt war. Während 2002 noch 70 Prozent der Betriebe den Voll-Smiley führten, waren es sechs Jahre später schon 83 Prozent.

Wolfschmidt untermauert die Forderung mit einer von Foodwatch in Auftrag gegebenen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid: Demnach wünschen sich 87 Prozent der Bundesbürger ein Smiley-System nach dänischem Vorbild. Den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) überzeugt er damit aber nicht. "Wir sind kategorisch dagegen", sagte Geschäftsführer Stephan Büttner. "Wenn ein Unternehmer auf die Negativliste kommt, ist seine berufliche Existenz gefährdet." Die Mängel könnten schon lange behoben worden sein, aber die Betriebe stünden immer noch am Pranger. Schließlich hätten die Behörden zu wenige Inspekteure für zeitnahe Nachkontrollen. Diesen Vorwurf weist die Pankower Lebensmittelaufsicht aber zurück. Sünder, die Besserung nachweisen, würden innerhalb von Tagen oder Wochen erneut kontrolliert, erklärte Amtsleiter Wolfram Blaffert.

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