piwik no script img

Lebensmittel vom Online-HändlerDer Tante-Amazon-Laden

Der US-Konzern plant, Lebensmittel in kleinen Läden und an Drive-In-Stationen zu verkaufen. Das Angebot gibt es nur in den USA und nur für Abonnenten.

So sieht es aus, wenn das Essen mit Amazon ins Haus kommt Foto: reuters

Berlin taz | US-Onlinehändler Amazon plant laut einem Bericht des Wall Street Journal die Eröffnung kleiner Lebensmittelläden. In den Geschäften sollen verderbliche Lebensmittel wie Milch, Fleisch und Gemüse verkauft werden. Außerdem sollen Stationen eingerichtet werden, an denen zuvor im Internet bestellte Lebensmittel mit dem Auto in einem Drive-in-System abgeholt werden können.

Das Wall Street Journal beruft sich in dem Artikel auf Insider, Amazon selbst teilte mit, dass der Konzern keine Ankündigungen gemacht habe. Es wäre jedoch nicht der erste Vorstoß des Onlineriesen in den Offlinehandel. Im vergangenen Jahr hatte Amazon bereits einen Buchladen in Seattle, der Heimatstadt des Konzerns, eröffnet. Angeblich sollen weitere in anderen US-Städten folgen.

Auch die Lebensmittelgeschäfte soll es vorerst nur in den USA und in England geben. Sie werden außerdem nur für Abonnenten des Lebensmittellieferdienstes Amazon-Fresh zugänglich sein. Mit dem Abo, das 15 US-Dollar pro Monat kostet, können Kunden online Lebensmittel bestellen, die noch am selben Tag geliefert werden sollen. Amazon-Fresh wiederum kann ausschließlich von Kunden genutzt werden, die ein Amazon-Prime-Abo haben, das in den USA rund 100 Dollar pro Jahr kostet.

Auch in Deutschland liefert Amazon bereits Lebensmittel aus, jedoch nur in München und Berlin. Tomaso Duso, Leiter der Abteilung Unternehmen und Märkte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, glaubt auch nicht, dass sich das so schnell ändern wird. „Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel mit seiner Discounter-Kultur macht einen Markteintritt schwer“, sagt er zur taz. Auf dem Land gebe es zwar Marktlücken, aber nur, weil Geschäfte und auch Lieferdienste dort nicht rentabel seien.

Dass Amazon in den USA in den stationären Handel möchte, könnte an den Schwierigkeiten beim Versenden von Lebensmitteln liegen. Weil Kunden beim Einkauf von Lebensmitteln zu vielen verschiedenen Produkten greifen und der Verpackungsaufwand gerade für Kühlprodukte sehr hoch ist, sei es schwierig, einen Lieferdienst rentabel zu kriegen, erklärt Duso. Ob Kunden jedoch bereit sind, online zu bestellen und dann selbst abzuholen, müsse man abwarten. Nach Zahlen des Handelsverbandes Deutschland wurden 2015 0,8 Prozent der Lebensmittel über das Internet gekauft.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 /