Landesregierung weitet Hilfe aus: Corona: Obdach für Obdachlose
Der Senat will für mehr Schutz in der Corona-Krise vorerst 350 Plätze anbieten – zum Wohnen, nicht nur zum Übernachten.

Der rot-rot-grüne Senat will obdachlosen Menschen die Möglichkeit geben, sich und andere besser vor einer Corona-Infektion zu schützen: Am Dienstag beschloss die Landesregierung deshalb, dafür 350 Wohnplätze anzubieten. Das sollen ausdrücklich nicht wie bei der Kältehilfe nur Übernachtungsorte sein, „sondern Plätze, wo sie erst mal leben können“, sagte Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linkspartei) nach der Senatssitzung vor Journalisten. Für 200 Plätze will die Landesregierung die Jugendherberge nahe dem Landwehrkanal in Tiergarten anmieten, für die anderen 150 Plätze die Kältehilfe in Pankow auf Ganztagsbetrieb umstellen.
Sich in die eigenen vier Wände zurückziehen? Nicht nach draußen gehen? „Das ist natürlich für die Menschen, die auf der Straße leben, erst mal ein Hohn“, sagte Sozialsenatorin Breitenbach. Denn zu einem solchen Rückzug fehlt dieser Gruppe ja bislang die Möglichkeit. Ob 350 Plätze ausreichen oder auch zu viel sind, werde man in den nächsten Wochen sehen, dann könne man nötigenfalls nachsteuern. Die Jugendherberge ist vorerst bis zum 19. April gemietet, mit der Möglichkeit einer Verlängerung oder Verkürzung.
Die Pankower Einrichtung der Kältehilfe in der Storkower Straße stehe ohnehin zur Verfügung – dort solle es im oberen Stockwerk auch eine Quarantänestation geben. In diesem Zusammenhang sagte Breitenbach, dass ihr noch keine Corona-Infektionen in Kältehilfeeinrichtungen bekannt seien.
Das Angebot in der Jugendherberge und in Pankow soll sich nicht auf Unterkunft und Essen beschränken. Man wisse, dass viele Obdachlose mit der Situation, dann viel Zeit in Räumen zu verbringen, „nicht besonders gut klarkommen“, sagte Breitenbach. Deshalb soll es eine umfassende Betreuung durch Sozialarbeiter sowie medizinisch und psychologische Beratung geben – „wir brauchen auch für die Obdachlosen der Stadt einen sozialen Rettungsschirm“, sagte die Sozialsenatorin.
Hilfe auch für die Tafel
Von der Wortwahl schloss sie dabei an ihre für Wirtschaft zuständige grüne Kabinettskollegin Ramona Pop an. „Das ist Berlins Schutzschirm“, hatte Pop an gleicher Stelle vor einer Woche gesagt, nachdem der Senat ein mehrere hundert Millionen Euro schweres Programm für coronageschädigte Unternehmen auf den Weg gebracht hatte.
Mit Blick darauf, dass sich viele Obdachlose und Geringverdiener über die Hilfe der Berliner Tafel versorgen, kündigte Breitenbach auch dafür Unterstützung an: Zwei Lkws des Technischen Hilfswerks mit je zwei Mitarbeitern sollen stadtweit Lebensmittel einsammeln helfen, die etwa Restaurants wegen des Öffnungsverbots nicht mehr nutzen können. Die Senatorin erwähnte dabei lobend, die Autovermietung Hertz habe der Tafel dafür bereits mehrere Wagen zur Verfügung gestellt.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!