: Kurzzeitjobs im Stadtteil
■ Jobbörse vermittelt Verdienstmöglichkeiten jenseits der formalisierten Arbeitsämter
Sie funktioniert so ähnlich wie das Arbeitsamt, nur auf einer niedrigschwelligeren, unbürokratischeren Ebene: Heute wird in Tiergarten die „Jobbörse“ eröffnet, nach Kreuzberg und Prenzlauer Berg ist es bereits die dritte Filiale in Berlin. Zwei weitere Arbeitsvermittlungen für arbeitslose Jugendliche und junge Erwachsene sollen im nächsten Jahr in Spandau und Charlottenburg folgen.
In der Jobbbörse werden Kurzzeitjobs angeboten für Menschen, die auf dem gewöhnlichen Arbeitsmarkt nur wenig Chancen haben: jungen MigrantInnnen, Kids ohne Ausbildung, SozialhilfeempfängerInnen, Punks und Rollheimer. Die Kreuzberger Jobbörse, die ihren Sitz in der Oranienstraße hat, wurde 1988 nach den 1.-Mai-Unruhen gegründet, um „Widerständigen und Randständigen, die sich gegen Vollzeitarbeit wehrten“, dennoch die Möglichkeit zu geben, eine schnelle Mark zu machen, sagt Projektleiterin Monika Heidig. Heute wäre die Lage wegen der zunehmenden Jugendarbeitslosigkeit und -armut jedoch wesentlich prekärer: Auch Menschen mit hohen Bildungsabschlüssen würden verstärkt nach Jobs fragen. So waren im Oktober 1997 im Bezirk Tiergarten 934 junge Erwachsene unter 25 Jahren arbeitslos, davon 243 unter 20 Jahren. Dies bedeutet gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von 35,9 Prozent. Jedoch gehen die Jobbörsen-MitarbeiterInnen davon aus, daß die tatsächliche Zahl noch wesentlich höher sein muß, als es die offizielle Statistik meldet: Rund ein Drittel der JobberInnen der Kreuzberger Jobbörse war nicht beim Arbeitsamt gemeldet.
In den Jobbörsen können die Jugendlichen zweimal wöchentlich nach Jobs nachfragen: Angeboten werden Arbeiten im Handwerk, am Bau und im Dienstleistungsbereich (zum Beispiel Bürodienste, Umzüge, Reinigung und Gartenpflege in Privathaushalten). Die Vermittlungsquote liegt in Kreuzberg bei fast 50 Prozent. Von den 1.195 Arbeitsangeboten des Jahres 1996 konnten 88 Prozent erfolgreich vermittelt werden. Der durchschnittliche Stundenlohn liegt bei 15 Mark, die Lohnspanne zwischen 14 und 25 Mark.
Die Jobbörsen haben aber neben der puren Geldbeschaffung noch ein zweites Standbein: Sie berät Kids zu allen Fragen der Arbeitsvermittlung und informiert über Möglichkeiten des Zugangs zu Ausbildung und Qualifizierung. In den Räumen der Jobbörse können Bewerbungen geschrieben und kostenlos Telefonate geführt werden. Julia Naumann
Die Jobbörse Tiergarten ist in der Rathenower Straße 16.
Jobangebote werden unter der Tel.: 39789156/57 oder Fax: 39789158 angenommen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen