Kurz vor den Wahlen in Ecuador: Präsidentschaftskandidat erschossen
Bei einer Wahlkampfveranstaltung ist der Politiker Fernando Villavicencio getötet worden. Der Präsident ruft für 60 Tage den Ausnahmezustand aus.
Zudem habe es bei dem Zwischenfall mindestens neun Verletzte gegeben, darunter eine Kandidatin für die Parlamentswahl sowie zwei Polizisten, hieß es in einem weiteren Tweet der Behörde. Die Staatsanwaltschaft warnte auf ihrem Twitter-Account zugleich vor Falschmeldungen im Zusammenhang mit der Tat.
Nach den tödlichen Schüssen auf Villavicencio verhängte Präsident Guillermo Lasso einen 60-tägigen Ausnahmezustand für das Land. „Die Streitkräfte sind ab sofort im gesamten Staatsgebiet mobilisiert, um die Sicherheit der Bürger, die Ruhe des Landes und die freien und demokratischen Wahlen am 20. August zu gewährleisten“, erklärte Lasso in einer über die Onlineplattform Youtube verbreiteten Ansprache. Der Staatschef rief außerdem den nationalen Sicherheitsrat zusammen. „Das organisierte Verbrechen ist zu weit gegangen. Es wird mit der ganzen Härte des Gesetzes bestraft werden“, schrieb er auf der Socialmedia-Plattform X (ehemals Twitter). Auch der Tatverdächtige sei tot, teilte die Generalstaatsanwaltschaft auf X mit.
„Ich bin empört und schockiert über die Ermordung des Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio. Meine Solidarität und mein Beileid gelten seiner Frau und seinen Töchtern“, so Lasso weiter. „Dieses Verbrechen wird nicht ungesühnt bleiben.“
Sicherheitskrise in Ecuador: 25 Morde je 100.000 Einwohner
Villavicencio bewarb sich als Kandidat der Bewegung Construye (zu Deutsch „Baue“) um das höchste Staatsamt in dem südamerikanischen Land und lag den jüngsten Umfragen zufolge auf dem vierten oder fünften Platz. Als Journalist und Abgeordneter hatte er immer wieder die weit verbreitete Korruption in Ecuador kritisiert.
Am 20. August finden in Ecuador vorgezogene Präsidentschafts- und Parlamentswahlen statt. Diese waren nötig geworden, nachdem Präsident Lasso zuletzt inmitten eines Amtsenthebungsverfahrens gegen ihn wegen mutmaßlicher Unterschlagung die Nationalversammlung aufgelöst hatte.
Ecuador steckt in einer schweren politischen Krise. Die Zustimmungswerte für Regierung und Parlament sind sehr niedrig. Das einst friedliche Land leidet derzeit zudem unter einer Welle der Gewalt. Die Mordrate von 25 Tötungsdelikten je 100.000 Einwohnern im vergangenen Jahr war die höchste in der Geschichte des Landes und überstieg sogar jene von Mexiko und Brasilien. Die Regierung macht vor allem Drogenhändler für die Gewalt verantwortlich.
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