Kurs der Schweizer Währung: Märkte lieben Franken
Die Währung der Eidgenossen wird immer teurer, die Notenbank stemmt sich dagegen. Der Erfolg bleibt aus, zu viele Anleger fliehen mit ihrem Geld in den Franken.
GENF taz | Der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ist es am Mittwoch auch mit der dritten Erhöhung der Geldmenge in den letzten zwei Wochen nicht gelungen, den Kurswert des Franken gegenüber dem Euro und dem US-Dollar zu schwächen. Damit bleiben die Schweizer Exportwirtschaft, die Tourismusbranche und die Einzelhandelsketten mit großem Importvolumen aus dem EU-Raum weiter unter Druck.
Zwar war der Euro von Dienstagnachmittag bis zum frühen Mittwochmorgen zunächst auf 1,15 Franken gestiegen - und damit auf seinen höchsten Stand seit Beginn der Börsenturbulenzen Anfang August. Analysten führen diesen leichten Anstieg zurück auf die unerfüllt gebliebenen Hoffnungen zurück, Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und Bundeskanzlerin Angela Merkel würden sich bei ihrem Pariser Gipfeltreffen auf die Einführung von Eurobonds verständigen. Doch bis zum Mittwoch nachmittag fiel der Euro wieder. Und dies, obwohl die SNB am Morgen eine Erhöhung der Geldmenge von 120 Milliarden auf 200 Milliarden Franken verkündete. In Umlauf gebracht wird das zusätzliche Geld über die Schweizer Banken, deren Girokonten bei der SNB um insgesamt 80 Milliarden Franken aufgestockt wurden.
Allerdings enttäuschte die Nationalbank die vor allem in der Schweizer Exportindustrie und in der Tourismusbranche weit verbreitete Erwartung, sie werde den Frankenkurs fest an den Euro binden. Auch die Forderung der Exportverbände der Schweizer Wirtschaft, zumindest für kurzfristige ausländische Anlagen keine Zinsen mehr anzubieten und mit dieser Einführung sogenannter Negativzinsen den Franken vor Hedgefonds und anderen Spekulanten zu schützen, erfüllte die Nationalbank nicht.
Nach dem Scheitern der dritten Geldmengenerhöhung schließt die SNB nun auch weitergehende Schritte nicht aus. Diskutiert wird unter anderem ein gemeinsames Vorgehen mit der Europäischen Zentralbank zur Schwächung des Franken. Der ist seit Ende 2009 gegenüber dem Euro um fast 35 Prozent gestiegen.
Der US-Dollar verlor gegenüber dem Franken sogar um 40 Prozent. Neben der eidgenössischen Exportwirtschaft und der Tourismusbranche sind vor allem die drei großen Lebensmitteleinzelhandelsketten der Schweiz, Migros, Coop und Denner, unter massiven Druck geraten. Denn immer mehr ihrer Kunden kaufen im billigen grenznahen Euroausland ein.
Zugleich sind die meisten Importeure aus dem Euroraum bislang nicht bereit, ihre Währungsvorteile in Form von Preisnachlässen an ihre Schweizer weiterzugeben. Die zweitgrößte Schweizer Einzelhandelskette, Coop, nahm deshalb am Montag über 90 Produkte aus Deutschland, Italien, Frankreich und anderen EU-Staaten aus den Regalen, darunter so populäre Markenartikel wie Nutella und Nivea. Marktführer Migros will nach Verhandlungen mit seinen Lieferanten aus dem EU-Raum die Preise für rund 500 Artikel senken.
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