Kundgebung in Berlin: Fehlstunde gegen die AfD
In Hellersdorf protestieren Schüler*innen mehrerer Schulen gegen Nazis. Einige Schulleitungen stellen sie dafür frei, andere notieren ihre Abwesenheit.
Donner geht auf die Rahel-Hirsch-Schule in Hellersdorf. Die Idee für eine Demo hatten sie vor etwa zwei Wochen, er habe sie dann in die Schüler*innenvertretung eingebracht. „Alle waren geschlossen dafür“, erzählt Donner.
Der Erfolg überrascht ihn selbst: Denn Donnerstagmittag haben sich rund 300 Schüler*innen von mehreren Schulen auf dem Alice-Salomon-Platz in Hellersdorf versammelt. Dota hat geredet und gespielt, die Initiative „Kein Bock auf Nazis“ stellte den Lautsprecher und verteilte Sticker.
„Wir hassen die AfD. Wir wollen nicht abgeschoben werden, die AfD hat kein Recht dazu“, sagen die drei Freundinnen Sherin, Haya und Rahaf von der August-Sander-Schule aus Friedrichshain. Von dort sind gleich mehrere Klassen gekommen, rund 80 Schüler*innen. Die Schulleitung hatte sich für die Demo eingesetzt. „Wir sind hier geboren und wollen unsere Zukunft hier machen“, sagt Sherin. „Ohne Ausländer wäre Deutschland tot“, sagt Rahaf. „Und es gäbe kein gutes Essen“, ruft eine von ihnen noch, bevor sie kichernd weiter zur U-Bahn laufen.
Empfohlener externer Inhalt
Sticker und Energie
„Die Rede war toll. Und die Sticker. Und dass echt viele da waren und alle Energie haben“, sagt eine 16-jährige Schülerin. Sie sei bisher noch nie auf einer Demo gewesen, will aber unbedingt weitermachen „weil nur einmal Protest ja nicht reicht“, sagt sie. Ein Schüler daneben ist dabei, weil er selbst Angst hat vor den Plänen der AfD.
Auch vom Hellersdorfer Melanchthon-Gymnasium sind Schüler*innen gekommen, „weil wir Rechtsextremismus, Rassismus und Homophobie verringern wollen – wenn nicht sogar stoppen“, sagt eine 13-jährige, sie redet schnell und entschlossen. Sie habe schon Demo-Erfahrung und Plakate für sich und ihre Freundinnen gebastelt.
Aus Schöneberg sind ein Dutzend Schüler*innen vom Pestalozzi-Fröbel-Haus gekommen, nach eigenen Angaben „der noch politisch interessierte Kern“ der Klasse. Sie seien für die Demo von ihrer Schulleitung entschuldigt, erzählen sie. Schüler*innen von der Rahel-Hirsch-Schule – von dort ging die Initiative aus – bekommen dagegen Fehlstunden.
Ihr Engagement gegen Rechtsextreme ist für sie mit der Demo nicht erledigt, sagt Donner. Sie wollen sich an ihrer Schule auf jeden Fall weiter damit beschäftigen – und auch weiter demonstrieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“