Kundenvermittlung bei der Postbank: Es bleibt in der Familie
Die Deutsche Bank treibt die Integration ihrer neuen Tochter Postbank voran. In Zukunft sollen deren Kunden vor allem die hauseigenen DWS-Produkte kaufen.
HAMBURG/FRANKFURT afp | Kunden der Postbank sollen künftig vor allem Finanzprodukte aus dem Hause der Deutschen Bank kaufen. Mit diesem Schritt treibe das größte deutsche Geldinstitut die Integration ihrer neuen Tochter voran, berichtete die Financial Times Deutschland am Dienstag unter Berufung auf Bankkreise. Externe Anbieter sollen demnach entgegen der derzeitigen Praxis weitgehend außen vor bleiben.
Die Postbank ist die Bank mit den meisten Privatkunden in Deutschland. Diesen 14 Millionen Kunden empfehlen die Berater bislang häufig auch Finanzprodukte - wie etwa Investmentfonds - anderer Anbieter. Damit unterscheidet sie sich von der Deutschen Bank, aber etwa auch von Sparkassen und Volks- sowie Raiffeisenbanken, die hauptsächlich Produkte ihrer jeweiligen eigenen Investmenttöchter vertreiben.
Das soll nun auch bei der Postbank so werden: Geplant sei, dass die Postbank-Berater künftig vor allem Produkte der Deutsche-Bank-Tochter DWS verkaufen, womit die DWS ihr Volumen deutlich aufstocken könnte. Die Bank verfolge aber nicht nur das Ziel, ihr eigenes Geschäft anzukurbeln. Sie wolle damit zugleich mögliche Imageschäden und Haftungsfälle durch Produkte von Fremdanbietern vermeiden, die sich für die Kunden als Reinfall herausstellen.
Für die Kunden dürfte die neue Strategie Vorteile wie Nachteile haben. Verkaufen die Postbank-Berater nur Produkte, die quasi aus dem eigenen Haus kommen, dürften sie diese auch besser kennen - Fehlberatung könnte seltener werden. Andererseits bieten die Berater künftig unter Umständen bessere Produkte als die DWS-Angebote nicht mehr an. Die Postbank setzt bei ihren Kunden allerdings neben Girokonten vor allem auf Sparkonten wie Tages- oder Festgeld-Angebote und vertreibt Kredite.
Eine Sprecherin der Deutschen Bank wollte den Bericht der FTD nicht kommentieren. Sie sagte, bei der Deutschen Bank selbst würden zwar vor allem DWS-Produkte angeboten. Fonds dritter Anbieter würden von den Beratern des Geldinstituts aber auch künftig vertrieben.
Die Deutsche Bank besitzt bereits die Mehrheit an der Postbank. Im Februar kann sie ihren Anteil an der ehemaligen Tochter der Deutschen Post laut Bericht auf mehr als 90 Prozent aufstocken. Die Übernahme ist für die Deutsche Bank von großer strategischer Bedeutung: Sie selbst hat zehn Millionen Kunden und will ihre Abhängigkeit vom risikoreicheren Investmentbanking verringern.
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