Kulturprojekt in Mitte gerettet: Süße Nachricht für den Schokoladen
Das Kulturprojekt Schokoladen in Mitte ist auf Jahrzehnte gesichert. Kurz vor Ende der gesetzten Frist haben sich Senat, Eigentümer und Nutzer geeinigt.
Der alternative Kulturclub Schokoladen wird nicht geräumt. Am Donnerstag beschlossen der Eigentümer, die Nutzer, der Senat und eine Stiftung eine Art Ringtausch. Die Stiftung Edith Maryon erwirbt das Haus in der Ackerstraße vom Eigentümer Markus Friedrich, der Verein Schokoladen erhält es von ihr in Erbpacht. Friedrich bekam nach eigener Aussage im Gegenzug die Zusage, vom landeseigenen Liegenschaftsfonds ein nahe gelegenes Grundstück kaufen zu können. Der Schokoladen ist eines der letzten Besetzerrelikte der frühen 90er Jahre in Mitte. Er beherbergt eine Konzertbühne, ein Theater, Ateliers und den „Club der polnischen Versager“. Im Haus wohnen 20 Menschen.
Mit der Rettung des Projekts geht ein 18-jähriger Streit zwischen Friedrich und den Nutzern zu Ende. Schon 1993, kurz nachdem der Fliesenhändler das Haus erworben hatte, verteilte Friedrich erste Kündigungen. Im Januar gewann er den letzten Rechtsstreit und beauftragte die Räumung für Ende Februar. Dagegen gab es Proteste und Demonstrationen. Sie hatten Erfolg: Bezirk, Eigentümer und Senat vereinbarten eine weitere Frist bis zum 31. März.
Vier Stunden dauerte die letzte Sitzung aller Beteiligten am Donnerstag noch einmal, strittig war der Kaufpreis. Über ihn ist Stillschweigen vereinbart worden, sagte Baustaatssekretär Ephraim Gothe (SPD), der die Verhandlungen betreute. Der Preis liege jedoch in der Höhe des Verkehrswertes. Gothe zeigte sich „sehr zufrieden“ mit der Einigung.
Glücklich ist auch Schokoladen-Sprecherin Anja Gerlich. „Wir haben erreicht, was wir wollten“, sagte sie der taz. Das Haus werde dem Markt entzogen, niedrige Mieten seien gesichert und die Kulturarbeit werde fortgesetzt – dies sei auch Vorgabe der Maryon-Stiftung, die schon andere Projekte gerettet hat: das ExRotaprint im Wedding und das Hausprojekt Rigaer Straße 78.
Gerlich hofft auf eine möglichst lange Laufzeit des Erbpachtvertrags – gerne 99 Jahre. Nach der Einigung könne der Verein nun endlich investieren, zum Beispiel in Schallschutz. Zuletzt hatte es Streit mit Nachbarn gegeben, Konzerte mussten deswegen um 22 Uhr enden.
Auch Nocheigentümer Friedrich ist zufrieden, wenngleich er „viele, viele saure Drops schlucken musste“, wie er der taz sagte. Unklar sei noch, welches Grundstück er erwerben könne. In der Vergangenheit war stets von einer Fläche an der Acker- Ecke Invalidenstraße die Rede gewesen.
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