Kulturkürzungen in München: München leuchtet nicht mehr
Auch Bayerns Hauptstadt muss sparen. Die dortige Kulturszene ist alarmiert: Schon bald könnte die Stadt ihre kulturelle Strahlkraft einbüßen.
Die Intendanten von Residenztheater, Kammerspielen und Volkstheater waren vertreten, aber auch DJs, Zirkusartistinnen, Designer, Schauspielerinnen und Dirigenten; Museen, die Stadtbibliothek und Stadtteilzentren.
Grund für die Aufregung ist der neue Sparkurs der Stadt. Nun ist München nicht die einzige Kommune, die ihre Ausgaben runterschraubt, gerade erst hatte der Berliner Kultursenator Joe Chialo Kürzungen in seinem Zuständigkeitsbereich in der Höhe von 130 Millionen Euro bekannt gegeben.
Nur: In der bayerischen Landeshauptstadt, die sich als deutsche „Kulturhauptstadt“ (SPD-Oberbürgermeister Dieter Reiter) betrachtet und noch immer zu den reichsten Städten der Republik gehört, schlägt eine solche Nachricht ganz anders ein. Wenn sich schon München keine Kultur mehr leisten kann, wer dann?
Dazu komme, klagen die Kulturschaffenden, dass bei ihnen überproportional gespart werde. So sei der Kulturetat mit 3,2 Prozent des Gesamthaushalts der kleinste Etat, müsse aber 9 Prozent der städtischen Sparauflagen tragen. Die Briefeschreiber sehen nicht weniger als Münchens einzigartige Kulturszene in Gefahr. Gerade in Zeiten, in denen die Gesellschaft und ihr Zusammenhalt von Spaltung und Polarisierung bedroht würden, benötige die Stadt Räume für Austausch und Kultur.
Diese spiele eine wesentliche Rolle für eine funktionierende Demokratie. „In ganz Deutschland instrumentalisieren demokratiefeindliche Kräfte bewusst einen verengten Kulturbegriff für ihre politischen Ziele und fordern drastische Kürzungen. Dagegen müssen wir uns zur Wehr setzen.“ Die geplanten Kürzungen aber zerstörten die Struktur des kulturellen Angebots „unumkehrbar“.
Es werde weniger Theatervorstellungen und Konzerte geben, Festivals stünden auf der Kippe, die kulturelle Teilhabe von Kindern, Jugendliche und Senioren ebenfalls. Und für Menschen, die in der Kulturszene ihren Unterhalt verdienten – oft weniger als den Mindestlohn –, gehe es schlicht um ihre Existenz.
Gut, ein bisschen Kultur wird es auch weiterhin geben. Christian Stückl, Intendant des Volkstheaters, nahm jüngst die etwas übereilte Ankündigung einer drohenden Insolvenz seines Hauses wieder zurück, man habe schließlich noch ausreichend Rücklagen. In drei Jahren jedoch könne der an die Wand gemalte Teufel womöglich Realität werden.
Konkrete Vorschläge zur Rettung der Münchner Kultur
Konkret geht es um folgendes: Der gerade von der grün-roten Stadtratskoalition ausgehandelte Haushalt 2025 sieht Einsparungen in Höhe von 243 Millionen Euro vor, davon über 15 Millionen im Kulturetat. Den Kürzungsplan halten die Koalitionspartner für „verträglich“ und verweisen darauf, dass ja trotzdem notwendige Investitionen getätigt würden – etwa in Kita-Essen, bezahlbares Wohnen, die Sanierung des Olympiaturms und einen neuen Gewerbehof.
Auch in der Kultur seien die städtischen Häuser weiter gut ausgestattet, bei Förderungen in der freien Szene werde gar nicht gekürzt. Und OB Reiter wiegelt ab: „Von massiven Einsparungen, wie wir es aus anderen Kommunen – etwa aus Berlin – hören, kann hier keine Rede sein.“
Das Bündnis „München ist Kultur“ sieht das freilich anders. Bei einer Pressekonferenz nach der Veröffentlichung seines Offenen Briefes gaben die Sprecher des Bündnisses auch konkrete Vorschläge zur Rettung der Münchner Kultur, etwa die Einrichtung eines Kulturbeirats, der dem Stadtrat künftig bei entsprechenden Themen zur Seite stehen solle, oder einen „Soziokultur-Fonds“, in den die oberen zehn Prozent einzahlen und so die Kulturszene erhalten.
Auch eine Kulturtaxe wie in anderen Städten wäre denkbar. So könnte die Stadt jedem Hotelgast pro Übernachtung noch mal 2 Euro extra für die Kultur in Rechnung stellen. Bei knapp 20 Millionen Übernachtungen im Jahr käme da einiges zusammen.
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