Kürzungen bei Opel: Harter Stellenabbau geplant
Die neuen Chefs ziehen die Kostenschraube auch in deutschen Werken an: Die IG Metall fürchtet um die Standorte Eisenach und Kaiserslautern.
Die Belegschaft im thüringischen Eisenach könnte von derzeit rund 1.800 auf knapp 1.000 Leute schrumpfen, wenn die aktuelle Produktionsplanung umgesetzt werde, hieß es am Mittwoch in Kreisen der IG Metall. Der Betriebsrat rief für diesen Donnerstag zu Betriebsversammlungen ein, um über die „aktuelle Entwicklung zu informieren“. In einem Flugblatt hieß es, „PSA und die Geschäftsleitung nehmen billigend den Bruch von Tarifverträgen in Kauf“.
Im Februar 2017 hatte PSA (Peugeot, Citroën) bekannt gegeben, Opel und die britische Schwesterfirma Vauxhall für 2,2 Milliarden Euro von General Motors zu übernehmen. Beide hatten unter dem US-Konzern seit 1999 keinen Gewinn mehr erzielt und galten als Sanierungsfall. Derzeit arbeiten für Opel/Vauxhall in zehn Werken in Europa 37.000 MitarbeiterInnen, davon 19.000 in Deutschland. Sie sind noch bis Ende 2018 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. Allein 2017 fuhr Opel 179 Millionen Euro Minus ein.
Jetzt gibt es Investitionszusagen nur noch gegen Lohnzugeständnisse. In Deutschland gibt es zwar bereits Kurzarbeit und Frühverrentungen, aber die neuen Bosse wollen mehr. Insider sprechen von einem „Clash der Kulturen“ zwischen deutscher Mitbestimmungstradition und der zentralistischen Konzernführung französischer Prägung.
Einsparungen in Großbritannien und Spanien
„Erfolge“ hat der neue Chef Michael Lohscheller bereits bei der britischen Opel-Schwester Vauxhall und in Spanien erzielt: Im Astra-Werk Ellesmere Port müssen 600 Leute gehen. Auch für das größte Opel-Werk in Saragossa wurden Einschnitte vereinbart, um dort den neuesten Corsa zu bauen. Bis 2023 verzichten die Arbeiter auf größere Lohnsteigerungen, arbeiten flexibler und verlieren Zuschläge.
Am Montag hatte PSA die Zusage für ein neues Modell für Eisenach auf Eis gelegt. Nun soll dort nur noch ein Geländewagen statt der bislang zwei Modelle Adam und Corsa montiert werden, berichtet die IG Metall. Angeblich soll dafür von drei auf zwei Schichten umgestellt werden.
Flugblatt
Auch nicht gut sieht es für das Komponentenwerk Kaiserslautern mit seinen etwa 2.100 Mitarbeitern aus. Es steht im Wettbewerb mit dem Werk in Wien und einigen PSA-Standorten, und die Produkte aus Kaiserslautern sind wenig zukunftsträchtig: „Verbrennungsmotoren und Getriebe sind nicht das große Geschäft von morgen“, sagte der Duisburger Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer.
Auch die 1.600 Opel-Händler in Europa müssen bangen. Am Dienstag wurde bekannt, dass ihre Verträge gekündigt wurden. In Deutschland gibt es 385 Autohäuser mit dem Blitz. Nur 12 dieser Betriebe solle kein neues Angebot gemacht werden, mit den anderen Vertriebsstellen werde neu verhandelt, sagte Deutschlandchef Jürgen Keller.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos