Kudammtheater: Theaterpläne immer luftiger
Der irische Investor Ballymore will auf das Dach des Kudamm-Karrees nicht nur ein Theater setzen, sondern auch eine Kunsthalle. Doch nicht alle trauen der Investorengruppe über den Weg.
Ballymore steigt dem Kudamm-Karree jetzt aufs Dach. Als Ersatz für die beiden vom Abriss bedrohten Bühnen am Kurfürstendamm will der irische Investor ein neues Theater auf dem Dach des Kudamm-Karrees errichten.
Die Sanierung des heruntergekommenen Kudamm-Karrees stößt kaum auf Widerspruch. Dagegen sind die geplanten Abrisse des Theaters am Kurfürstendamm sowie der Komödie samt Neubau weiterhin heftig umstritten. Am Mittwochabend wurde dies erneut spürbar, als der Investor im Rahmen der Reihe "Kudamm-Gespräche" die neuesten Entwürfe seines Architekten David Chipperfield vorstellte. Während Ballymore-Sprecher Armin Huttenlocher das 500 Millionen Euro teure Bauvorhaben als "wirtschaftlichen und kulturellen Impulsgeber für die City-West" ausgab, befürchten Abrissgegner wie die Bürgerinitiative "Rettet die Kudamm-Bühnen" weiterhin das Ende des Theaterstandorts.
Laut Huttenlocher bleibt es bei der Zusage des Investors, "am Kudamm ein Theater zu erhalten und den Kulturstandort auszubauen". Wegen der Kritik des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf an Chipperfield, der die Bühne an die Uhlandstraße verschieben wollte, habe dieser nun das neue Theater in den 4. Stock am Kurfürstendamm verlegt. Auf dem Dach werde ein 10.000 Quadratmeter großer Aufbau in der ovalen Form der bestehenden Komödie mit 650 Plätzen und Logen entstehen.
Der Bezirk und Theaterdirektor Martin Woelffer seien mit den Plänen einverstanden, betonte Huttenlocher. "Das ist richtig, wir stehen zu der Entscheidung, die mit dem Investor getroffen wurde", sagte Brigitta Valentin, Sprecherin der Komödie, zur taz. Ballymore-Projektleiter Ralf Bock machte deutlich, dass der Erhalt beider Theater oder ein Verbleib im Erdgeschoss "wirtschaftlich absolut nicht tragfähig" sei. Das Erdgeschoss benötige man als Fläche für das 20.000 Quadratmeter große Einkaufscenter. Außerdem stellte Ballymore einen "zweiten kulturellen Anker" vor Ort in Aussicht. Huttenlocher: "Wir denken darüber nach, eine Kunsthalle für moderne Kunst zu bauen." Entstehen soll diese an der Ostseite des Blocks in der Uhlandstraße. Die Kunsthalle werde aber "kein Konkurrenzprojekt" zur geplanten städtischen Kunsthalle, so der Ballymore-Sprecher.
Doch in Charlottenburg traut man dem Investor noch immer nicht über den Weg. Gegen das Abrissvorhaben werden die Grünen-Abgeordnete Franziska Eichstädt-Bohlig und die Bürgerinitiative "weiter entschieden mobilisieren". "Die Bühnen werden wirtschaftlichen Interessen geopfert."
Auch der Ballymore Group selbst misstrauen manche. Fragen nach ihrer finanziellen Basis lassen die Iren ins Leere laufen. Und nachdem es dem Verein "Rettet die Kudamm-Bühnen" jetzt gelungen ist, eine Bürgerbefragung am 16. Januar 2011 gegen die Abrisse durchzusetzen, hat Ballymore mit Ausstieg gedroht. "Erst wenn alle Rahmenbedingungen stimmen", und dazu gehöre das Okay im Bezirk, sagte Huttenlocher, "machen wir den städtebaulichen Vertrag."
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