Kritik an Scheuers Personalpolitik: Kaum Frauen in Führungspositionen
Die Grünen kritisieren den starken Männerüberhang in Andreas Scheuers Verkehrsministerium. Alle Abteilungsleiter:innen sind männlich.
„An die Einstellung von Frauen denkt Minister Scheuer wohl vor allem, wenn es um seine PR-Kampagne fürs Helm tragen geht, dann aber nur in Unterwäsche“, stichelt Badum. Scheuers Kampagne für Fahrradhelme ist wegen ihres sexistischen Charakters kritisiert worden. Die Plakate zeigten wenig bekleidete junge Menschen, vor allem Frauen, mit Fahrradhelm.
Im Verkehrsministerium und den angeschlossenen Behörden gilt: Je höher die Position, um so seltener ist sie mit einer Frau besetzt. Die Posten der parlamentarischen Staatssekretäre im Bundesverkehrsministerium sind mit Steffen Bilger und Enak Ferlemann in Männerhand.
Unter den beamteten Staatssekretär:innen gibt es mit Tamara Zieschang neben Michael Güntner nur eine Frau. Besser als bei den frauenfreien Abteilungsleitungen sieht es eine Etage tiefer aus. Bei den Unterabteilungsleitungen liegt der Anteil der weiblichen Führungskräfte bei 43 Prozent, vor vier Jahren waren es 25 Prozent. Bei den Referatsleitungen liegt der Anteil bei 41 Prozent nach 33 Prozent im Jahr 2017.
Gleichstellungspolitische Stagnation
Auch in den 43 nachgeordneten Behörden des Ministeriums dominieren Kerle. „Der Anteil von Frauen auf der Ebene der Dienststellenleitungen ist von rund 16 Prozent im Jahr 2017 auf rund 17 Prozent gestiegen“, heißt es in der Antwort von Staatssekretär Bilger auf Badums Anfrage. Hier sind unter den Abteilungsleiter:innen rund ein Fünftel weiblich. Vor vier Jahren waren es nur 8 Prozent. Aber auf Ebene der Unterabteilungs-, Gruppen-, Fachbereichs- und Außenstellenleitungen herrscht gleichstellungspolitisch Stagnation: Hier ist in den vergangenen vier Jahren der Frauenanteil bei 23 Prozent stehen geblieben. Auf der untersten Führungsebene sind 30 Prozent weiblich, ein kleiner Anstieg.
Badum sieht einen Zusammenhang zwischen den wenigen Entscheiderinnen in Ministerium und Behörden und der aktuellen Verkehrspolitik, die von den Grünen immer wieder wegen der Bevorzugung des Autos und der Vernachlässigung von Alternativen angeprangert wird. „Gerade Themen wie ausreichende Taktung von Bus und Bahn und sichere Fortbewegung auf dem Rad und zu Fuß betreffen Frauen deutlich öfter, doch genau da liefert das Verkehrsministerium nicht ab“, kritisiert Badum.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel