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Kritik an Bauhaus-Chefin PerrenZwischen den Stühlen

Den Auftritt der Band Feine Sahne Fischfilet hat Bauhaus-Direktorin Claudia Perren abgesagt. Nun hagelt es Kritik aus der Kulturpolitik.

Wohl behütet: Bauhaus-Chefin Claudia Perren Foto: dpa

Auf einmal ist es mit der Ruhe vorbei in Dessau. Die Stadt hat sich bisher auf das Jubiläumsjahr 2019 vorbereitet, dann jährt die Eröffnung des Bauhauses sich das hundertste Mal. Bisher hat das die sächsisch-anhaltinische Beschaulichkeit kaum gestört. Doch nun ist Dessau wieder Thema, nachdem die Direktorin Claudia Perren den Auftritt der Punkband Feine Sahne Fischfilet im Rahmen der seit 2011 laufenden Konzertreihe zdf@bauhaus am 6. November abgesagt hat. Zuvor hatten rechte Gruppen im Netz gegen das Konzert mobil gemacht. Das Bauhaus solle nicht zum Austragungsort politischer Agitation und Aggression werden, teilte die Stiftung mit.

Seitdem hagelt es Kritik, sogar aus den höchsten Etagen der Kulturpolitik. Anders als andere CDU-Politikerinnen, die gern auf Distanz zu der Punkband gehen, äußerte Kulturstaatsministerin Monika Grütters ihr Unverständnis. Und Klaus Lederer (Linke), seines Zeichens nicht nur Kultursenator in Berlin, sondern auch Direktor des Bauhaus Verbundes, sah sogar die antifaschistische Tradition des Hauses mit Füßen getreten.

Nun ja. Die heutige Stiftung Bauhaus ist nicht die Fortsetzung des Bauhauses, das bis 1932 seinen Sitz in Dessau hatte. Und Claudia Perren nicht die Nachfolgerin von legendären Bauhaus-Größen wie Walter Gropius oder Ludwig Mies van der Rohe.

Vielmehr ist die Kuratorin Direktorin einer Einrichtung, die sich dem Andenken, der Erforschung und der Aktualisierung der Bauhaus-Ideen widmen soll. Was das genau sein soll, ist nicht leicht zu sagen. Für Perren steht das Bauhaus „für den Mut, sich auf etwas einzulassen, wovon man das Ende noch nicht kennt“, so sagte sie jedenfalls zu Amtsbeginn 2014.

Dass Perren vor vier Jahren überhaupt Direktorin in Dessau werden konnte, verdankte sie dem überspannten Wagemut ihres Vorgängers Philipp Oswalt. Dieser war mit seinen unbequemen Ansichten bei der aufsichtführenden Politik in Sachsen-Anhalt nicht wohlgelitten. Unter anderem hatte es Differenzen um den Standort des Bauhaus-Museums gegeben, das 2019 eröffnet werden soll. Es wird jetzt im Stadtpark gebaut und nicht in unmittelbarer Nähe des Bauhaus-Ensembles.

Informelles Entscheidungskollektiv

Perrens Art ist es dagegen, vieles miteinander auszugleichen. Das gilt auch in Bezug auf die Stiftung. Als ehemalige Ostberlinerin (Jahrgang 1973) bekommt sie wohl auch leichter einen Draht zu ihrer Belegschaft, viele Wissenschaftler darunter arbeiten hier seit DDR-Zeiten hier.

Perren, die zuvor an der Universität Sydney „kuratorische Praxis“ lehrte, machte ihren Arbeitsstil sogleich zum ersten Jahresthema in Dessau: „Prinzip COOP“ hieß es 2015. Und zum informellen Entscheidungskollektiv gehört in ihrer Stiftung nun mal vor allem der amtierende Kultusminister des Landes als Stiftungsratsvorsitzender. Der heißt derzeit Rainer Robra und ist von der CDU. An dieser Instanz kommt auch Perren in grundsätzlichen Fragen nicht vorbei. Da hatte sich Oswalt seinerzeit noch getäuscht.

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6 Kommentare

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  • Ja wie*¿*

    “…Für Perren steht das Bauhaus „für den Mut, sich auf etwas einzulassen, wovon man das Ende noch nicht kennt“,…“

    Nu. Das paßt doch schon mal.



    Normal - hier & hier. Newahr.

  • Der Autor ist schlecht informiert und nimmt fragwürdige Wertungen vor. Perren machte mit der Ausstellung "Prinzip COOP“ nicht ihren Arbeitsstil zum ersten Jahresthema, sondern lies ein Projekt fertigstellen, das Anfang 2013 unter ihrem Vorgänger begonnen worden war. Sie selber war hieran gar nicht beteiligt. Auch dass ihr Vorgänger keinen guten Zugang zu der Belegschaft hatte und dies sich nun verbessert hätte, ist aus dem Haus nicht zu hören. Noch nie gab es eine solche Entfremdung zwischen Leitung und Belegschaft wie in diesen Tagen. Am Bauhaus Dessau gibt es keinen Corpsgeist wie in Magdeburger Politikkreisen, wo Herkunft und Wohnort mehr zählen als persönliche Haltung. Auch hat sich Perrens Vorgänger in den Machtverhältnissen nicht getäuscht, sondern für seine Loyalität zur Institution und zu grundlegenden Werten in Kauf genommen aus dem Amt zu fliegen - was Claudia Perren vermied. Für Ronald Berg ist es eben "überspannter Wagemut", wenn man sich als Stiftungsdirektor traut, in Sitzungen des Stiftungsrats und im vertraulichen Gespräch mit der Staatskanzlei der Darstellung des Ministers zu wiedersprechen und seine Lügen aufzuzeigen anstatt wie erwartet sie zu decken. Es ist traurig, ein solches Plädoyer für Gefügigkeit in der taz lesen zu müssen.

    Philipp Oswalt (Vorgänger von Claudia Perren im Amt des Stiftungsdirektor)

    • @Philipp Oswalt:

      Danke für die Stellungnahme.

    • @Philipp Oswalt:

      danke!



      direkte Bezugsnahme!

      So sollte Journalismus sein!

      ;)

  • War ein Fehler, so eine „problematische“ Band überhaupt einzuladen.

    Es gibt doch tausend andere Gruppen, die auch gegen Rechts sind und nicht so polarisieren.

    • @modulaire:

      Man kann es auch so drehen, dass das die Band von einigen als "problematisch" angesehen wird, erst recht Grund ist, gerade diese Band einzuladen.

      Ihnen würde ich empfehlen, die vorherigen Artikel zu diesem Thema zu lesen. Dort wurde eingehender erklärt, was genau an der Argumentation, die Sie hier aufführen (die ja ungefähr dem entspricht, was als offizieller Grund für das Ausladen der Band angegeben wurde), auszusetzen ist.

      Sie haben es sicherlich nicht böse gemeint, aber haben sich dennoch einen Bären aufbinden lassen, den Sie ihrerseits, ohne es zu wollen, weiteren Leuten (die das, was Sie schreiben, lesen) aufbinden könnten.