Kritik am spanischen König: Knast für Rapper Pablo Hasél?
Weil er den korrupten Ex-König Carlos I. als Parasit bezeichnet hatte, soll ein Musiker in Haft. Künstler:innen und Linke protestieren.
Pablo Hasél soll ins Gefängnis. Der 32-jährige Politrapper aus der katalanischen Provinzhauptstadt Lleida im Nordosten Spaniens soll sich bis Freitag dieser Woche in einer Haftanstalt einfinden, um eine Freiheitsstrafe von neun Monaten und einem Tag anzutreten. So ordnete es das Sondergericht für Terrorismus und Bandenkriminalität Spaniens, die Audiencia Nacional, an. „Sie müssen schon kommen und mich entführen“, erklärt dagegen Hasél.
Dem Sohn eines Unternehmers und ehemaligen Präsidenten des Fußballdrittligisten UE Lleida wurden seine Texte und Nachrichten auf Twitter zum Verhängnis. Pablo Hasél, der mit bürgerlichem Namen Pablo Rivadulla Duró heißt, rappt seit 15 Jahren und hat sich dank seiner radikalen Texte im Netz und auf Konzerten einen Namen gemacht. Er lässt seiner Wut gegen Königshaus und korrupte Politiker freien Lauf und findet Zuspruch bei vielen jungen Menschen.
Hasél bezeichnet den ehemaligen König Juan Carlos I., der sich in die Arabischen Emirate abgesetzt hat, nachdem wegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung gegen ihn in der Schweiz und nun auch in Spanien ermittelt wird, als „Dieb“, „Parasit“ und das Königshaus als „mafiöse Bande“. Auch Gewaltfantasien wie Schüsse auf Politiker der konservativen Partido Popular hält er nicht zurück.
„Beleidigung und Verunglimpfung der Krone“ und „Verherrlichung des Terrorismus“ sahen die Richter darin, als sie Hasél verurteilten. Bereits zuvor wurde Hasél zu einer Strafe von zwei Jahren verurteilt, die er bisher nicht absitzen musste.
Vergleiche mit Spanien und Marokko
Anders als sein Kollege Valtònyc, der sich vor knapp zwei Jahren nach Belgien abgesetzt hatte, nachdem er aufgefordert wurde, dreieinhalb Jahre Haft anzutreten, bleibt Hasél in Spanien. „Das Exil ist auch nicht die Freiheit“, erklärte er in einem Interview im katalanischen Fernsehen TV3.
Urteil und drohender Haftantritt verursachen in Spanien eine rege Debatte. Über 200 Künstler haben eine Solidaritätsadresse mit dem umstrittenen Rapper, der in ganz Spanien bekannt ist, unterzeichnet. Unter ihnen befindet sich etwa die Regisseure Pedro Almodóvar und Fernando Trueba, Schauspieler wie Javier Bardem oder Liedermacher wie Lluis Llach, der einst gegen die Franco-Diktatur ansang, ohne je dafür in den Knast zu kommen.
„Wir sind uns bewusst, dass wenn wir Pablo ins Gefängnis gehen lassen, es morgen jeden von uns treffen kann“, heißt es im Protestschreiben. Die Künstler vergleichen Spanien mit Ländern wie der Türkei oder Marokko.
Die Debatte über die Meinungsfreiheit hat mittlerweile selbst die Politik erreicht. „Niemand darf wegen Meinungsdelikten ins Gefängnis kommen“, erklärt der stellvertretende Ministerpräsident Pablo Iglesias von der linksalternativen Unidas Podemos (UP). Die Koalition aus Sozialisten und UP will deshalb die entsprechenden Gesetze reformieren. Für Pablo Hasél, der in den vergangenen Monaten die Linksregierung wegen ihrer bisherigen Untätigkeit der „Komplizenschaft“ beschuldigte, kommt dies zu spät.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken