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Krise der AutoindustriePorsche-Chef will schnell zurück in den Dax

Der Luxus-Autobauer Porsche ist nach nur drei Jahren aus dem Deutschen Aktien-Index geflogen. Unter anderem leidet er unter mangelnder Nachfrage in China.

Das lief ja super mit dem ersten DAX Gang unter Oliver Blume (hier im Bild)… Nun möchte Porsche des Fiasko nochmal versuchen Foto: Arne Dedert/dpa

München rtr/dpa | Der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche AG muss den deutschen Leitindex Dax knapp drei Jahre nach seinem Börsengang wieder verlassen. Eine Entscheidung mit Symbolkraft, sagen Experten. Denn der Rauswurf des Autokonzerns aus der Börsenelite spiegelt die strukturelle Veränderung der deutschen Industrie wider. „Der Dax geht mit der Zeit und das hat auch etwas Gutes“, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst von CMC Markets. „Immerhin scheiden schlechte Aktien aus, während starke nachrücken.“

Neben Porsche muss auch der Laborausrüster Sartorius aus dem Index der 40 wichtigsten Börsenwerte weichen, dem er seit vier Jahren angehört. Für die beiden Werte rücken der Anlagenbauer GEA und der Betreiber des Immobilienportals „Immoscout24“, Scout24, nach.

Im Fall Porsche geht es nach Meinung von RoboMarkets-Analyst Jürgen Molnar aber um mehr als nur eine Index-Anpassung. Vielmehr zeige der Dax-Abstieg die Probleme der deutschen Autoindustrie insgesamt auf. „Eine schleppende Nachfrage nach E-Autos, Einbrüche im wichtigen China-Geschäft und die US-Zölle stellen Deutschlands einstige Vorzeigeindustrie auf eine harte Probe“, fasst Molnar zusammen. Hinzu kämen strukturelle Probleme wie die hohen Standort- und Lohnkosten, eine schleppende Digitalisierung und überbordende Bürokratie. „Die Botschaft ist klar: Die deutsche Autoindustrie muss sich neu erfinden.“

Kritik an Oliver Blumens Rolle als Doppel-Chef

Porsche-AG-Chef Oliver Blume zufolge hat es für sein Unternehmen vor allem wegen technischer Faktoren nicht für einen Dax-Verbleib gereicht. Er verwies im Interview mit der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ auf den vergleichsweise geringen frei handelbaren Streubesitz der Aktie und gab sich kämpferisch: „Mit der neuen Ausrichtung von Porsche haben wir die klare Ambition, baldmöglichst in den Dax zurückzukehren.“

In dem Interview verteidigte der Manager abermals seine Doppelrolle als Chef des Volkswagen-Konzerns und der Tochter Porsche, die bei Aktionärsvertretern wie auch beim VW-Gesamtbetriebsrat auf Kritik stößt: „Die Doppelrolle im Volkswagen Konzern und bei der Porsche AG bringt beiden Unternehmen viele Vorteile. Sie war von Beginn an bewusst so gesetzt.“ Er habe den Anspruch, beide Unternehmen „zu einhundert Prozent“ zu führen. „Und gleichzeitig ist es kein Geheimnis, dass diese Doppelrolle nicht auf Dauer ausgelegt ist.“ Seinen Abschied von der Porsche-Spitze hatte Blume schon angedeutet. Einen konkreten Zeitraum wollte er aber nicht nennen.

Porsche steht derzeit besonders unter Druck. Das Unternehmen leidet in China unter der hartnäckigen Krise auf dem Immobilienmarkt, die wohlhabenden Käufern den Erwerb eines Luxus-Sportwagens verleidet. Zudem hat das Unternehmen keine Antwort auf den chinesischen Boom bei Elektroautos gefunden, der am Luxussegment bislang vorbeigeht. In den USA kommen die Zölle von US-Präsident Donald Trump dazu, die Porsche voll zu spüren bekommt. Die Stuttgarter Volkswagen-Tochter ist bei ihrem wichtigen US-Geschäft vollständig auf Importe aus Europa angewiesen, eine eigene Fertigung in den USA besteht nicht.

Während sich der Abstieg von Sartorius und der Aufstieg von GEA seit einigen Wochen abgezeichnet hatte, durfte die Porsche AG bis zum letzten Börsentag im August darauf hoffen, doch noch im Dax zu bleiben. Auch die Holding Porsche SE, der von den Familien Porsche und Piech beherrschte Großaktionär von Volkswagen und dessen Sportwagen-Tochter Porsche AG, galt lange als Abstiegskandidat, die Aktie berappelte sich aber im Schlussspurt noch. Wirksam werden die Änderungen zum 22. September.

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2 Kommentare

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  • Und Porsche könnte so gut seine bekannte Markenstärke bei anfrustrierten Männern teils mit mehr Geld als Impulskontrolle ausnutzen!



    Porsche-Rasierwasser, Porsche-E-Bike, Porsche-Boxer(!)-Unterhose, Porsche-Escape-Rooms, Porsche-E-Games. Sie müssten gar nicht mehr technisch teure wie hypertrophe Bleche schmieden.

  • Zurück in den DAX - das sollte doch für Porschefahrer ein Klax und Ehrensache sein.