Krieg in der Ukraine: Russische Vorstöße an vielen Fronten

Russische Einheiten drängen in der Ukraine nach vorne. Neun ukrainische Soldaten sollen erschossen worden sein, nachdem sie sich ergeben haben.

Eine junge Frau hält ein Schild hoch mit dem Hinweis: Free Azov, sie trägt eine ukrainische Flagge über den Schultern und einen kleinen Hund in gelb- blauem Outfit

Kundgebung in Kyiv am 13.10.2024, um an das ukrainische Militär in russischer Gefangenschaft zu erinnern Foto: Volodymyr Tarasov/imago

Kyjiw taz | Es war eine Ausnahme: Zum ersten Mal seit dem 28. August hat in der Nacht zum Montag keine einzige russische Drohne ihr Ziel in der Ukraine erreicht. Doch die Atempause währte nicht lange. Am frühen Dienstagmorgen wurde Odessa erneut aus der Luft angegriffen. Bei dem Angriff auf die Hafeninfrastruktur kam ein Mensch ums Leben, acht weitere wurden verletzt, wie die Militärverwaltung der Stadt mitteilte. Auch zwei zivile Schiffe wurden beschädigt.

Der ukrainische Telegram-Kanal „Deep State“ meldet am Dienstagmorgen weitere Vorstöße russischer Truppen. Betroffen sind die Gebiete rund um Kalinovka, Tschasiv Jar, Grigorovka, Wugledar, Olgowka, Kremjani sowie die Ortschaften Zukurin und Zoloti Niva. Auch im ukrainisch besetzten russischen Gebiet von Kursk drängen russische Truppen die ukrainischen Einheiten zurück.

Russische Telegram-Kanäle melden die Rückeroberung der im Gebiet Kursk gelegenen Dörfer Ljubimowka und Tolstoi Lug, sowie die weitgehende Zerstörung einer ukrainischen Garnison in dem 670-Einwohner Dorf Olgovka. Laut ukrainischen Quellen hingegen sind Kämpfe um Ljubimowka im Gange, während Tolstoi Lug und Olgowka unter ukrainischer Kontrolle stehen. Gleichzeitig bestätigte „Deep State“ einen russischen Vorstoß in der Gegend um Olgowka und das nahegelegene Dorf Kremjanoe.

Auch in den ukrainischen Gebieten Saporischschja und Donezk rücken die russischen Truppen vor, berichtet das Portal nv.ua unter Berufung auf das Institute for the Study of War.

Nordkoreanische Einheiten auf dem Weg in die Ukraine

Am Dienstag meldete der ukrainische Militärgeheimdienst die Zerstörung eines Flugzeuges der russischen Luftwaffe im russischen Orenburg. Orenburg liegt tausend Kilometer von der russisch-ukrainischen Grenze entfernt. Die offenbar von einer ukrainischen Drohne zerstörte Maschine soll als Transportflugzeug für hochrangige russische Militärs gedient haben.

In einem Beitrag für das Portal nv.ua geht der auf Militär spezialisierte Experte vom Zen­trum für Information und Widerstand, Olexandr Kowalenko, auf einen Bericht der Washington Times ein, wonach nordkoreanisches Militär auf dem Weg in die Ukraine sei, um an der Seite Russlands zu kämpfen. Zwar gäbe es aktuell keine nordkoreanischen Kampftruppen in der Ukraine, jedoch schon länger Berater aus Nordkorea und Iran. Sollte Nordkorea tatsächlich Truppen entsenden, so Kowalenko, müssten die internationalen Partner der Ukraine ihre Haltung überdenken. Eine direkte militärische Einmischung Nordkoreas wäre eine Herausforderung für die gesamte zivilisierte Welt.

Am Sonntag berichtete „Deep State“ von der mutmaßlichen Erschießung von neun ukrainischen Soldaten, die sich ergeben wollten, durch russische Kräfte. Daraufhin wandte sich der ukrainische Menschenrechtsbeauftragte Dmytro Lubinetz an die UNO und das Internationale Komitee des Roten Kreuzes. „Solche Taten“, so Lubinetz, „dürfen nicht ungestraft bleiben.“

Das ukrainische Präsidialamt veröffentlichte am Dienstag Details zu Präsident Selenskyjs „Siegesplan“. Dieser sieht die Lieferung weiterer ATACMS- und Storm-Shadow-Raketen sowie die Erlaubnis zu tiefen Einsätzen mit westlichen Waffen auf russischem Gebiet vor. Der vollständige Plan soll auf dem zweiten Friedensgipfel präsentiert werden, der voraussichtlich im Dezember stattfinden wird, nachdem er ursprünglich für November geplant war.

Auch in Russland sind Zivilisten Opfer von Luftangriffen. Am Sonntag kamen im Gebiet Belgorod zwei Menschen durch ukrainische Angriffe ums Leben, drei weitere wurden verletzt, berichtete der dortige Gouverneur auf Telegram.

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