Krieg in der Ukraine: Schwere Kämpfe an mehreren Fronten
Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine bleibt Ziel russischer Dauerangriffe. Im Süden des Landes läuft eine ukrainische Gegenoffensive nahe Cherson.
Präsident Wolodimir Selenski
Am Sonntag stand die Stadt weiterhin unter russischem Beschuss und die Ukraine meldete erneut, Angriffe zurückgeschlagen zu haben. „Der Kampf um die vollständige Kontrolle über die Stadt geht weiter“, erklärte der ukrainische Generalstab Sonntag früh in seinem Tagesbericht.
Militärische Fachkreise gehen davon aus, dass in der Schlacht um die letzte noch von der Ukraine kontrollierte Stadt der Region Luhansk vor allem altes Kriegsgerät zum Einsatz kommt. Ein Rückzug kommt für beide Seiten aus Prestigegründen nicht in Frage, aber entscheidend für den Kriegsverlauf ist die Schlacht um Sjewjerodonezk nicht mehr.
Das bedeutendere Kriegsgeschehen scheint sich vom Osten in den Süden der Ukraine verlagert zu haben. Eine vor mehreren Wochen von der Ukraine begonnene Offensive zur Rückeroberung des zu Kriegsbeginn weitgehend kampflos von Russland besetzten Distrikts Cherson nimmt allmählich Fahrt auf. Ukrainischen Angaben zufolge wurde am Sonntag nur noch etwa elf Kilometer von Cherson entfernt gekämpft. Die ukrainischen Einheiten rücken aus der Region um die Hafenstadt Mikolajiw vor. Ukraines Präsident Wolodimir Selenski reiste am Samstag nach Mikolajiw und stattete an einem geheimen Ort den Kampftruppen einen Frontbesuch ab: „Wir werden den Süden niemandem überlassen, und alles, was uns gehört, werden wir uns zurückholen“, sagte er.
Auf sozialen Netzwerken wurden am Sonntag Flugblätter veröffentlicht, die die Bevölkerung Chersons zum Aufstand gegen die Besatzer aufrufen und die kommende Befreiung ankündigen. Zuletzt kam es in der Stadt immer wieder zu friedlichen Protesten gegen die russische Besatzung.
Als sogenannten Entlastungsangriff hat Russland nun neue Angriffe im Nordosten der Ukraine gestartet – in der Grenzregion um die Millionenstadt Charkiw. Dort hatte die Ukraine die meisten von Russland eroberten Gebiete im April zurückerobert. Nun sind russische Truppen wieder zum Angriff übergangen, was die Ukraine von den anderen Fronten ablenken soll. Es wurden laut russischen Angaben auch Ziele in Charkiw sowie in Mikolajiw mit Raketen beschossen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles