Krieg in Afghanistan: Karsai geht gegen Special Forces vor

Der afghanische Präsident Hamid Karsai fordert die US-Spezialeinheiten zum Abzug aus der Provinz Wardak auf.

Wardak 2009: US-Militärpolizist trainiert afghanische Polizisten. Bild: AP

BERLIN taz | Der afghanische Präsident Hamid Karsai hat die Nato-geführte Isaf-Truppe aufgefordert, keine Spezialeinheiten mehr in der westlich an die Hauptstadt Kabul grenzenden Provinz Wardak einzusetzen. Von US-Spezialeinheiten verlangt er, Wardak innerhalb von zwei Wochen zu verlassen.

Dies gab sein Sprecher Aimal Faisi nach einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrates am späten Sonntag in Kabul bekannt. Faisi erklärte: „Als US-Spezialkräfte bezeichnete und in der Provinz Wardak stationierte bewaffnete Individuen sind daran beteiligt, unschuldige Zivilisten zu belästigen, zu beleidigen, zu foltern und sogar zu töten.“

Laut Faisi handele es sich bei den Personen um Afghanen, die für US-Spezialeinheiten arbeiteten. Die Nato-Truppe Isaf schien von den Vorwürfen und dem Beschluss überrascht. Sie kündigte eine ernsthafte Überprüfung an, verweigerte aber bis dahin jeden Kommentar. Die Vorwürfe sollten in Gesprächen mit der afghanischen Regierung erörtert werden. Die US-Truppen hätten laut Faisi eine Verantwortung zurückgewiesen.

Schwere Vorwürfe

Faisi nannte zwei konkrete Fälle: Die „verdächtige Truppe“ habe bei einer Operation neun Personen verschleppt. Und ein nachts aus seinem Haus geholter Student sei zwei Tage später mit Folterspuren und aufgeschnittener Kehle aufgefunden worden. Laut Faisi hätten diese Fälle lokalen öffentlichen Ärger und Hass erzeugt. Die Regierung verlange die Aushändigung der verantwortlichen Personen.

Die beschuldigten Afghanen sollen nach Korrespondentenberichten gemeinsam mit den US Special Forces und unter deren Aufsicht operieren. Zwischen Karsai und dem US-Militär gibt es seit längerem Streit über den Aufbau einer Miliztruppe namens „Afghan Local Police“.

Diese zählt inzwischen 19.000 Mann, die von den US Special Forces trainiert werden und in Gebieten operieren, wo die nationale Armee und Polizei kaum Einfluss haben. Karsai hat über diese Polizeitruppe nur wenig Kontrolle und versuchte sie von Anfang an zu verhindern. Die jetzige Maßnahme könnte ein Versuch sein, die Kontrolle zu erlangen.

Strategisch wichtige Provinz Wardak

Wardak ist wegen der Nähe zu Kabul ein wichtiger Rückzugsort für Talibankommandos und eine der umkämpftesten Provinzen. Erst vor einer Woche hatte Karsai afghanischen Militärs untersagt, Luftunterstützung durch die Nato anzufordern. Damit reagierte Karsai auf die jüngste versehentliche Tötung von Zivilisten bei einem Luftangriff in der Provinz Kunar.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.