Krieg im Jemen: Schwere Luftangriffe auf Sanaa
Nach einem Raketenangriff der Huthi-Rebellen: Die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition fliegt Luftangriff auf die jemenitische Hauptstadt.
Bei dem Raketenangriff der Huthi-Rebellen auf einen Militärstützpunkt in der östlich von Sanaa gelegenen Provinz Marib waren am Freitag 60 Soldaten der Militärkoalition getötet worden. 45 der Opfer stammten aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, zehn aus Saudi-Arabien und fünf aus Bahrain.
Es war der opferreichste Tag für die von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition, die seit März mit Luftangriffen gegen die Huthi-Rebellen und Getreue von Ex-Präsident Ali Abdallah Saleh vorgeht. Riad und Abu Dhabi kündigten daraufhin Vergeltung an.
Sanaa war am Sonntag wie ausgestorben. Viele Geschäfte blieben geschlossen, im Stadtteil Hadda flüchteten Schüler mitten während eines Examens vor den Angriffen aus ihrer Schule. Auch unzählige andere Einwohner wurden von den Bombardierungen in die Flucht getrieben.
Sanaa weiter unter Kontrolle der Huthi
Saudi-Arabien hatte die Koalition aus Staaten der Region geschmiedet, nachdem die schiitischen Huthi-Rebellen Staatschef Abd Rabbo Mansur Hadi aus dem Jemen vertrieben hatten. Seit dem Beginn der Luftangriffe im März wurden die Rebellen vor allem im Süden des Landes zurückgedrängt. Sanaa sowie weite Teile im Norden und im Zentrum des Jemen stehen aber weiterhin unter ihrer Kontrolle.
Nach Einschätzung von Experten wird die arabisch-sunnitische Koalition ihre Luftoffensive fortsetzen, bis die Huthi-Rebellen vollkommen besiegt sind. Verluste wie am Freitag dürften demnach ihre Entschlossenheit nur noch verstärken. Hintergrund ist ein Kampf zwischen Saudi-Arabien und dem Iran um die Vormacht in der Region: Riad verdächtigt Teheran, die Huthi-Rebellen zu unterstützen und will um jeden Preis verhindern, dass sein Rivale zu großen Einfluss im Jemen gewinnt.
Seit Angaben der Vereinten Nationen wurden in dem Konflikt seit März 4500 Menschen getötet, darunter hunderte Kinder. Sie warnen, der Jemen stehe kurz vor einer Hungersnot.
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