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Krieg im GazastreifenIsrael begrüßt Plan für Waffenruhe

Israel unterstützt den Vorschlag für eine Waffenruhe, die Hamas stimmt dem zu - aber nur dann, wenn Israel die Grenzen des Gazastreifens öffnet.

Der Ägyptische Präsident Husni Mubarak eine unverzügliche Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas vorgeschlagen. Bild: dpa

Die Bewohner des Gazastreifens können langsam wieder Hoffnung schöpfen: Für drei Stunden ließe die israelische Armee am Mittwoch ihre Waffen ruhen, um den Menschen in den umkämpften Gebieten Gelegenheit zu geben, sich mit Lebensnotwendigem zu versorgen.

Damit trägt der Druck der internationalen Gemeinschaft erste Früchte. Israels Premierminister Ehud Olmert erklärte sich zudem bereit, den von Frankreich und Ägypten ausgearbeiteten Vorschlag für einen Waffenstillstand zu diskutieren."Israel betrachtet den Dialog positiv", heißt es in einer Pressemitteilung aus dem Büro des Premierministers. Darin bedankte sich Olmert bei den Präsidenten aus Kairo und Paris, Hosni Mubarak und Nicolas Sarkozy. Das israelische Regierungskabinett verschob deshalb auch die angesetzte Entscheidung über eine mögliche Ausweitung der Bodenoffensive.

Erst am Vortag waren 43 Palästinenser getötet worden, nachdem israelische Soldaten im Flüchtlingslager von Jabalia eine Schule der Vereinten Nationen angriffen hatten. Dort fanden Kriegsflüchtlinge Obdach. Aus der Schule sollen Schüsse auf israelische Soldaten gefallen sein. Die Bombardierung sei ein "Akt der Selbstverteidigung" gewesen, hieß es. Die Soldaten "greifen auch Moscheen an, wenn sie als Lager für Waffen oder als Versteck für Terroristen dienen", erklärte der ehemalige Stabschef Amnon Lipkin Schachak. "Wenn aus einer Schule geschossen wird, dann schießen sie zurück." Die UN im Gazastreifen stritt unterdessen ab, dass sich Bewaffnete in der Schule versteckt hätten und forderte eine internationale Untersuchung.

Indessen setzten sich in den vergangenen Tagen Nicolas Sarkozy und Hosni Mubarak intensiv für ein Ende der blutigen Kämpfe im Gazastreifen ein. Der französische Präsident pendelte zwecks Friedensgesprächen zwischen Jerusalem, Ramallah, Kairo und Damaskus. Der Vorschlag für die Feuerpause sieht die Stationierung internationaler Truppen an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten vor. Wie die Online-Ausgabe der "Jerusalem Post" berichtete, will Premierminister Olmert seine endgültige Zusage zu einem Waffenstillstand von Garantien der in Gaza regierenden Hamas abhängig machen: Sie müsse den Raketenbeschuss einstellen.

"Zuallererst müssen alle Terroroperationen gegen uns gestoppt werden", zitiert ihn die Zeitung. In den kommenden Tagen soll eine israelische Delegation nach Kairo reisen, um über den Vorschlag zu beraten.

Die Hamas wehrt sich derweil noch, einem permanenten Waffenstillstand zuzustimmen. Die Verhandlungen werden dabei ausschließlich von der Exil-Hamas geführt. Mussa Abu Marsuk, die Nummer zwei im Hamas-Politbüro in Damaskus, hielt an der Bedingung fest, einer Feuerpause erst dann zuzustimmen, wenn alle Grenzübergänge zum Gazastreifen geöffnet werden. Das lehnt die Regierung in Israel jedoch ab.

Noch während der befristeten israelischen Waffenruhe schossen die Extremisten der Hamas erneut Raketen auf Israel ab. Parallel zur dreistündigen Feuerpause, die die Armee ab sofort an jedem zweiten Tag einhalten will, soll ein "humanitärer Korridor" eingerichtet werden. Die Regierung habe damit positiv auf einen Vorschlag der UN reagiert, hieß es. Dazu gehören Lieferungen von Medikamenten, Grundnahrungsmitteln sowie Brennstoff. Einem gestern veröffentlichten Bericht der "Ärzte für Menschenrechte" zufolge, steige im Gazastreifen die Seuchengefahr. Abwasser fließe aufgrund mangelnder Stromversorgung ungereinigt auf die Straßen. "800.000 Menschen haben kein frisches Wasser", heißt es in der Mitteilung.

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12 Kommentare

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  • S
    Sinnsucher

    @ Roman: entschuldigen Sie bitte, dass es so gekommen ist. Es war allerdings leicht zu vermuten, dass Israel einen Konvoi beschießt. Leider.Und alle schauen zu.

  • A
    Axel

    "Das Skandalöseste an den Ereignissen in Gaza ist, daß sie geschehen können, ohne daß etwas geschieht. Die Straflosigkeit Israels wird nicht in Frage gestellt. Die fortgesetzte Verletzung internationalen Rechts, der Genfer Konvention und der Mindeststandards an Menschlichkeit bleibt ohne Konsequenzen. Im Gegenteil, sie scheint noch prämiert werden zu sollen mit präferenziellen Handelsverträgen oder Vorschlägen zum Eintritt Israels in die OSZE...."

     

    aus:

    Stellungnahme »Verbrechen und Scham« der Literaturnobelpreisträger José Saramago und Pilar del Río sowie weiterer Publizisten und Kulturschaffenden zum Krieg gegen die Palästinenser in Gaza

     

    http://www.jungewelt.de/2009/01-06/040.php

  • A
    Axel

    "Sinnsucher" scheint mit seiner Einschätzung der Wahrheit momentan doch weit näher zu kommen als "Roman", wie ein Blick in Stern-Online unter der Überschrift "Rotes Kreuz: Israel bricht Völkerecht" heute zeigt: "Einem Bericht der Organisation zufolge hat die israelische Armee tagelang palästinensischen Sanitätern den Zugang zu einem Gebiet mit Verletzten verwehrt. Die UN melden, Israel habe einen Lastwagen mit Hilfsgütern beschossen." Es lassen sich durch die israelische Zensur, die Reportern den Zutritt nach Gaza verwehrt, eben nicht alle Informationen und Köpfe blockieren.

  • NJ
    Nechstes Jahr in Jerusalem ,dies gilt jetzt aber nur für Palästinenser

    Israel ist am Ende, als volk der täter haben wir die pflicht, die Israelische Bevölkerung bediegungslos aufzunehmen.

  • G
    germinal

    Monatelang beschießt die Hamas Israel aus dem Gazastreifen, und nix passiert. Und nun stellen die Menschen im Gaza- Streifen plötzlich fest, daß so etwas nicht ganz so angenehm ist, wenn man auf der anderen Seite steht. Solange sich das palästinensische Volk nicht aus der Geiselhaft der Hamas befreit, die sich feige und wie die Hisbollah im Libanon hinter Kindergärten und Krankenhäusern versteckt, wird es keinen Frieden in der Region geben.

    Und solange Bush nicht endlich aus dem weißen Haus verschwindet, wird es auch nichts. Ein Teufelskreis aus fremden Interessen ist für die unsägliche Not dieser Menschen verantwortlich. Wann schreibt irgendwer das endlich mal so deutlich?

  • V
    vic

    Wer wie Israel Schulen beschießt und Krankenhäuser ausbluten lässt, ist nichts anderes als Terrorist und Kriegsverbrecher.

    Wer wie Hamas auch während der lächerlich kurzen, aber notwendigen Feuerpause weiter feuert, ist ein Idiot.

    Und Israel sollte sich an die "Exilführung" der Hamas halten, nicht an das Volk im Gazastreifen.

    Noch was an Frau Merkel. Aufgepasst? So wird das gemacht, wie Kollege Sarkozy das getan hat.

  • 7T
    700 Tote und 3000 Verletzte - Wie viele noch?

    Ich kann den Zynismus und die Menschenverachtung nicht nachvollziehen, die aus den Kommentaren in der taz und vielen anderen deutschen Medien hervorgeht.

    Was gibt es hier zu deuten? Die Sachlage ist klar:

     

    Ein Volk, das ein anderes seit mehr als 60 Jahren vertreibt, ermordet, ethnisch säubert, besetzt und seiner basalsten Menschenrechte beraubt, die Israelis die Ureinwohner Palästinas, die Palästinenser, will mit brachialer Waffengewalt die schwache Gegenwehr brechen. So ist zunächst mal die Sachlage. Dutzende UN-Resolutionen, die Israel stets ignoriert hat und die doppelten Standards, die die USA und die EU als wichtigste Geldgeber ISraels anwenden, sprechen eine deutliche Sprache.

     

    Egal ob es säkulare, rechte, linke, Christen oder Moslems waren, oder wie jetzt religiöse Gruppen, die für die Rechte ihres Volkes kämpfen, immer wurde dieser Widerstand erfolgreich von den Israelis in den letzten 60 Jahren als illegitim stigmatisiert und als "Terrorismus" diffamiert, was er in seiner Auswirkungen auch war,was jedoch auch auf den Staatsterrorismus Israels zutrifft, welches ungleich mehr Tod, LEid und Zerstörung über seine Nachbarn und über die ihres Landes beraubten (Ur)Einwohner des historischen Palästinas gebracht hat.

    Die Gleichgültigkeit mit denen die westlichen Medien und die westliche Politelite diesen barbarischen und völkerrechtswidrigen Kriegsverbrechen zuschauen (jetzt und ebenso in den letzten 60 Jahren) ist ekelerregend in seiner grenzenlosen Verlogenheit und Heuchelei.

     

    Dass ganz offenbar viele MEnschen nicht die geringste Ahnung haben über Hintergründe, URsachen und Historie dieses Konflikts durch die erfolgreiche Gehirnwäsche seitens der Israelis ihre Version der Story als einzige gültige Wahrheit zu kolpotieren, ist überaus erfolgreich wie ich immer wieder entsetzt feststelle.

    Das Schweigen im Westen macht uns zu Komplizen von Kriegsverbrechen!

  • R
    Roman

    Sinnsucher sucht offenbar noch seinen Sinn ...

    Zu erwarten ist, dass es wohl eher die Hamas sein wird, die Hilfslieferungen beschießt. Denn schließlich leben die ja von der Not der Zivilbevölkerung, die sie als menschliche Schutzschilde benutzt.

  • H
    Hoffnung

    Michael,

    Sie haben die roten Blumen und das Spielzeug, die das israelische Armee an die Kinder in Gaza verteilt hat, zu erwähnen!

  • M
    Michael

    Für mehr Informationen zu Hilflieferungen, sollte man nach "aid2gaza" googlen.

  • M
    Michael

    Der Gazastreifen war lediglich für zwei Tage gesperrt. Seit Beginn der Offensive sind über 10000 Tonnen Hilfsgüter in das Krisengebiet gelangt. Diese kommen aus vielen Staaten (inkl. Israel) und unabhängigen Organisationen.

  • S
    Sinnsucher

    Wir dürfen gespannt sein, wie lange es dauert, bis der erste Hilfstransport durch die Israelis beschossen wird. In den bisherigen Kriegen war das ja immer mal der Fall. Und dann wird behauptet da würden Waffen transportiert, saßen Hamaskämpfer drauf (oder im Zweifel eben deren Kinder).Und dann herrscht in der 'westlichen Wertegemeinschaft' wieder tiefes schweigen. Wir werden sehen.