Kreuzberg gegen Friedrichshain: „So eine Schlacht ist immer gefährlich“
Die Veranstalter der Schlacht an der Oberbaumbrücke suchen dringend Sponsoren. Warum, erklärt der Erfinder des Ganzen, Hauke Stiewe von der Bergpartei.
taz: Herr Stiewe, Sie sammeln Geld für die kommende Gemüseschlacht. Warum?
Hauke Stiewe: Das Geld braucht die Wasserarmee Friedrichshain (hier klicken zum Crowdfunding), um die Aufräumkosten zu bezahlen. Die Schlacht ist zwar eine Demonstration, aber da wir dazu auffordern, Gemüse mitzubringen, gibt es die polizeiliche Auflage, dass wir das auch wieder wegräumen.
Was ist die Wasserarmee?
Das ist der militante Teil der Friedrichshainer Familie. Traditionell kümmern wir Friedrichshainer uns ums Aufräumen, weil wir das besser hinkriegen als die Kreuzberger.
Bezahlen Sie eine Putztruppe?
Das dürfen wir leider nicht. Wir müssen eine Firma beauftragen, BSR oder Alba, das gehört zur Auflage. Dieses Jahr ist es noch nicht raus, wer es macht. Früher haben wir selbst aufgeräumt oder zumindest zugearbeitet, damit es nicht so teuer wird. Aber damals hat die Polizei ein bisschen gegen uns gearbeitet. In den Anfängen gab es zum Beispiel das Argument, das sei die Vorbereitung für eine richtige Schlacht. Die Polizei konnte jedenfalls den Sinn nicht erkennen und hat versucht, uns die Sache über die Reinigungskosten zu erschweren. Heute ist das anders. Die Polizei hat sich mit uns arrangiert, wir haben uns mehrmals besprochen.
ist Jahrgang 1971 und hat 1998 die Gemüseschlacht erfunden. Bei der Wahl zum Abgeordnetenhaus 2006 trat er für die Bergpartei an und bekam im Wahlkreis 5 von Friedrichshain-Kreuzberg 6,5 Prozent.
Was gibt es da zu besprechen?
Natürlich ist so eine Schlacht immer ein bisschen gefährlich. Wenn irgendwelche Vollhorste oder Touris zufällig nach der Technoparty vorbeikommen und irgendeinen Scheiß schmeißen, ne Flasche oder ne Kartoffel. Das ist verboten, das geht gar nicht! Aber wie regelt man das? Das wird von Jahr zu Jahr schwieriger.
Was können die Kreuzberger tun, damit sie mal gewinnen?
Ich kann den Unter-Friedrichshainern nur raten, sich endlich zu organisieren. Früher gab es ja mal die KPD/RZ, die Kreuzberger Patriotischen Demokraten/Realistisches Zentrum, die waren ganz lustig. Damals gab es auch noch die klassischen Feindbilder, hier KPD/RZ, dort FAZ (Friedrichshainer amorphe Zentralisten). Aber es ist ja kein wirklicher Streit zwischen beiden Seiten. Es geht darum, Bezirk und Land zu sagen: das ist Blödsinn, zwei Stadtteile zu verbinden, die eine natürliche Grenze trennt.
Letzte Frage: Wie viel Geld brauchen Sie noch?
Insgesamt 1.900 Euro bis Donnerstag Abend, Mittwoch früh waren rund 1.400 zusammen. Daran hängt wirklich, ob die Schlacht stattfinden kann.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Housing First-Bilanz in Bremen
Auch wer spuckt, darf wohnen
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Preiserhöhung bei der Deutschen Bahn
Kein Sparpreis, dafür schlechter Service