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Kremlnaher Motorradclub am 8. MaiDie „Nachtwölfe“ kommen

Seit dem 25. April sind die russischen Rocker auf Tour: Nun sind die „Nachtwölfe“ auf dem Weg nach Berlin. Ein Oberverwaltungsgericht erlaubte die Einreise.

Die Nachtwölfe kommen im KZ Dachau an. Ihre Fahrt wird streng überwacht. Bild: Reuters

BERLIN/PIRNA dpa | Der kremlnahe russische Motorradclub „Nachtwölfe“ ist auf dem Weg nach Berlin. Die Rocker reisten am Donnerstag von Prag nach Sachsen ein. Ihre Ankunft verzögerte sich allerdings, weil Beamte der Bundespolizei die Biker auf der Autobahn 17 bei Breitenau kontrollierten. Unterdessen erlaubte das Oberverwaltungsgericht (OVG) Berlin-Brandenburg zwei Russen die Einreise. Die Richter bestätigten am Abend eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts vom Vortag.

Die Männer waren in der vergangenen Woche am Berliner Flughafen Schönefeld abgewiesen worden. Die Bundespolizei sprach von Mitgliedern der „Nachtwölfe“. Die von den Rockern beauftragte Anwaltskanzlei wies das zurück. Die Verwaltungsrichter hielten die von der Bundespolizei vorgebrachten Gründe für einen Einreise-Stopp für nicht tragfähig. Die Bundespolizei legte daraufhin Beschwerde ein, das OVG sah den Fall aber genauso.

Erst am Dienstag war in Lübeck ein Mitglied des Motorradclubs freiwillig wieder abgereist, nachdem ihm die Einreise verweigert worden war. Deshalb war von Beobachtern mit Spannung erwartet worden, ob den Rockern die Einreise in Sachsen gelingt.

Sie mussten zunächst am Donnerstagnachmittag bei einer Kontrolle stundenlang auf einem Autobahnparkplatz hinter der Grenze ausharren. Es handele sich um normale Einreisebefragungen, sagte ein Sprecher. Er sprach von etwa 50 Personen verschiedener Nationalitäten, darunter auch Sympathisanten der „Nachtwölfe“. Einer Person sei die Einreise verweigert worden. Viele Motorräder hatten tschechische und auch deutsche Kennzeichen.

Vormarsch der Roten Armee

Ziel der Tagesetappe durch Sachsen war Torgau. In der Stadt an der Elbe fand im April 1945 das historische Treffen von Rotarmisten und US-Soldaten statt. Dort wurden die Rocker bereits von anderen Bikern aus der Region erwartet. Nach Angaben der Stadt waren Besuche auf einem sowjetischen Ehrenfriedhof, dem Denkmal der Begegnung und dem Fahnenmonument geplant. Die Anfragen habe das russische Generalkonsulat in Berlin gestellt.

Die „Nachtwölfe“ wollen mit ihrer Tour den Vormarsch der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg nachzeichnen. Die Fahrt der Gruppe aus Anlass des 70. Jahrestages des Kriegsendes war am 25. April in Moskau gestartet und soll am 9. Mai in Berlin enden. Russland begeht dann den Tag des Sieges über Hitlerdeutschland.

Die Berliner Polizei rechnete zwar nach eigenen Angaben mit der Ankunft einiger Personen in der Hauptstadt. Sie wusste aber zunächst nicht, um wie viele Personen es sich handelt und an welchen Veranstaltungen sie teilnehmen werden. Es wird damit gerechnet, dass die Rocker an diesem Samstag an Gedenkveranstaltungen am Sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park und in Tiergarten teilnehmen.

Wie die russische Botschaft in Berlin sagte, wird der russische Botschafter in Deutschland, Wladimir Grinin, an dem Gedenken teilnehmen. Bereits am Freitag wird in Karlshorst am Deutsch-Russischen Museum ein Museumsfest aus Anlass des Kriegsendes gefeiert. In dem Gebäude war in der Nacht zum 9. Mai die Kapitulationsurkunde unterzeichnet worden.

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16 Kommentare

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  • Ehrlich gesagt verstehe ich diese ganze Aufregung nicht so recht. Dass die Nachtwölfe nicht gerade fortschrittlich sind, dürfte klar sein - von Motorradgruppen erwarte ich allgemein ein (um mal ein inflationär gebrauchtes und deshalb zur abstrakten Leerformel verkommenes Wort zu gebrauchen) emanzipatorisches Potenzial, das etwa mit dem von Fußballhooligans vergleichbar ist. Andererseits kommen diese Leute, um die Gefallenenen und allgemein die Helden der Roten Armee zu ehren - und aus meiner Sicht gibt es keinen Grund, ihnen das zu verbieten.

  • "Leviathan", 142minuten, von Andrei Swjaginzew 2014, mit Alexei Serebrjakow, Jelena Ljadowa und Wladimir Wdowitschenkow

     

    Lang lebe die Mafia!

    Jubelt ihr zu!

    Lasst Euch erpressen und überfallen.

    Trinkt mehr Wodka bis zum umfallen.

     

    Der Sieger kriegt alles.

  • Die Nachtwölfe machen doch nicht nur so ein touristisches Gedenkprogramm. Gestern hat man sich schon mit Pegida-Flagge neben Lutz Bachmann ablichten lassen und morgen soll auch ein Mitglied bei der Nazidemo in der Nähe des Reichstages sprechen.

    • @Hauke:

      Ob die wissen, wer Herr Bachmann ist und wie er einzuordnen ist?

       

      Die werden sich erst einmal nur über jeden freuen, der sie "willkommen" heißt.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Ich hab das so verstanden: Da eilt den Nachtwölfen nur ein Bachmann entgegen, um sich für die Befreiung Deutschlands vom Hitlerregime zu bedanken und da soll auf einer Nazi-Demo in der Nähe des Reichstages der Sieg der Roten-Armee über Hitler-Deutschland gefeiert werden.

         

        Ich fange an, an Wunder zu glauben.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Auch der russische Vizekonsul posiert auf der Pegida-Seite mit Lutz Bachmann, der wird ja wohl wissen was es mit Pegida auf sich hat.

        Und von Teilnehmern einer Kundgebung sollte man doch wohl erwarten, dass sie sich mit den Inhalten auseinandergesetzt haben. Auch wenn man aus Russland kommt.

         

        Die Nachtwölfe sind nicht nur wegen des Gedenkens hier, sondern auch um Verschwörungstheoretikern und Nationalisten in Deutschland russische Rückendeckung zu Teil werden zu lassen. Die Nachtwölfe werden mit Millionenbeträgen aus dem Kreml finanziert, es würde mich nicht wundern, wenn die russische Botschaft auch für Pegida einen Scheck hat.

        • @Hauke:

          Auf den Pegida Demos wird ja unter anderem auch ein Ende der Konfrontation mit Russland gefordert. Überhaupt fehlen da antirussische Parolen. Die unschönen Seiten fallen also den Russen nicht so auf. Aber zu Leuten die sie mit HH begrüßen, werden sie schon nicht gehen.

        • @Hauke:

          Dann kann man ja das Gedenken mit ihnen teilen, muss dann ja nicht – falls dies geschehen sollte – bei oder über Verschwörungen mittheoretisieren.

           

          Dafür wäre bei Tanz und Musik, zu denen man sie hätte einladen sollen, ohnehin wenig Raum.

          • @Tecumseh:

            Tecumseh, der mit dem Wolf tanzt. Ich wollte ihre Abendplanung nicht durcheinanderbringen.

            Doch Frieden zu feiern mit Menschen die Konflikte schüren, scheint mir einfach nicht richtig.

            • @Hauke:

              ich sag mal, solch ein Feiern muss nicht unbedingt und für jeden einfach sein - aber eine Alternative.

  • Leider werden auch in der taz immer wieder Konjunktiv-Meldungen kolportiert. Sorry, aber dafür kann ich auch in unser lokales Käseblatt schauen.

     

    Ein Land, das es noch nicht einmal hinbekommt, die brutalen Machenschaften von Hell's Angels und Bandidos, die mit Menschenhandel, Erpressung, Mord und Körperverletzung und hartem Drogengeschäft massiv im Bereich der Organisierten Kriminalität agieren, einzudämmen, ereifert sich kollektiv über eine Handvoll russischer Motorradrocker, deren Hauptverbrechen darin bestand, Putin zu mögen.

     

    Organisiert nach SA-Manier???

    Auch wieder nur so eine völlig übertriebene Konjunktiv-Meldung ohne tatsächliche Belege. Ich persönlich bin kein Freund von Motorradrockern, egal ob russische oder deutsche, aber den deutschen Rockern lässt man doch auch ihre Nazi-Symbolik (Schwarzes Leder wie bei SS-Uniformen, Totenschädel, Frakturschrift oder S-Runen, Eiserne Kreuze etc.) ihre hierarchische Organisationsstruktur und ihren ausgeprägt frauenfeindlichen und homophoben Sexismus durchgehen. Noch heute steht bei vielen Menschen die Gestrigkeit der Motorradrocker für Freiheit und Aufbegehren wie zu Zeiten von "Easy Rider", dabei haben die Spießer längst die Seiten gewechselt.

  • Bedauerlich, dass diesen Menschen, die auf zeitgemäße , d.h. eher unkonventionelle Art und Weise den Tag der Niederlage Deutschlands und damit dem Ende des Krieges in Europa begehen wollten, so viele Steine in den Weg gelegt wurden.

     

    Die Trotzreaktionen auf ihr Erscheinen zeigen, dass der 8 Mai 1945 das Bewusstsein vieler Menschen in Deutschland nicht wirklich befreit hatte. Deswegen hatten sich die Sieger allerdings auch nicht in das Deutsche Reich vorgekämpft und dessen Wehrmacht in bitteren Kämpfen zerschlagen müssen. Gerade für die Menschen der Sowjetunion war dies die Notwendigkeit für das eigene Überleben.

     

    Man hätte in den Motorradfahrern die Enkel der vielen einfachen sowjetischen Soldaten sehen können, die erst mit ihrem Einsatz und dem damit verbundenen Schicksal eine Welt ohne Hitler möglich machten.

     

    Eine Begegnung ohne schwülstige Reden von in stocksteifen Anzügen steckenden deutschen Politikern, sondern mit Gesten des Willkommenheißen, der Brüderlichkeit, Großzügig- und Freigiebigkeit hätte Leben und Farbe in die Bude des ansonsten langweiligen, damit an der Bevölkerung vorbeigehenden Gedenkens bringen können.

     

    Neben gebotener Trauer auf dem Friedhof, war hier außerhalb Volksfest angesagt !

    • @Tecumseh:

      Eigentlich ist jedes Wort zu diesem Schwachsinn zu viel. Aber lesen Sie doch mal dieses Interview und sagen Sie, ob Sie mit solchen Leuten wirklich den Untergang des Faschismus feiern können/wollen.

       

      http://taz.de/Russischer-Biker-ueber-NS-Gedenken-/!158709/

      • @Dhimitry:

        Russen haben ihren Mythos, ihre Nachkriegserzählung, ist doch auch klar. Damit sind sie aufgewachsen, Jahrzehnte. Da gehört eben auch Stalin dazu. Russen sind da auch in einem Konflikt mit Stalin: Sieg über Nazis vs. kommunistischer Verbrecher am eigenen Volk.

    • @Tecumseh:

      Die Nachtwölfe sind in Russland in bester SA-Manier organisiert und unterwegs. Führerkult, massive Gewalt gegen Andersdenkende, das ganze unter Kontrolle und mit Freundlichem Augenzudrücken der Regierung.

       

      Wieso Sie mit solchen Leuten das Ende des Faschismus feiern möchten ist mir unbegreiflich.

      • @Thomas Fuller:

        "...bester SA-Manier ..."

         

        Sie haben auch nur den Hauch einer Ahnung, was die SA war und wie sie funktionierte?