Krauses Hochhaussilos bleiben Ladenhüter

■ Zwangsversteigerung von 353 Sozialwohnungen in Tenever: Nur der Hauptgläubiger des bankrotten Eigentümers gibt Gebot ab / Mieter hoffen jetzt auf Sanierung

Heruntergekommene Sozialwohnungssilos in Bremen-Tenever lassen Deutschlands Investoren zur Zeit nicht gerade mit der Zunge schnalzen. So war es gestern im Bremer Amtsgericht folgerichtig, daß bei der Zwangsversteigerung der sogenannten „Krause-Wohnungen“ nur ein einziges Gebot eingegangen ist: Die Deutsche Genossenschafts-Hypothekenbank AG (DG Hyp) wäre bereit, 353 Wohnungen plus Läden und Garagen an der Kaiserslauterner Straße für 21 Millionen Mark zu kaufen. Das Gericht hatte den Verkehrswert auf 30 Millionen Mark taxiert.

Der Witz dabei: Das Hamburger Geldhaus ist mit einer Vorderung von 39 Millionen Mark Hauptgläubiger des bankrotten Eigentümers Lothar Krause. „Wir haben eine Preisvorstellung signalisiert“, sagt Thomas Mirow von der DG Hyp, nachdem er sein eigenes Gebot von zuerst 18 Millionen noch erhöht hatte. Die Bank möchte die Häuser aber lieber loswerden.

Krause gehören neben den jetzt versteigerten Blöcken noch mehr als 1.000 weitere Wohnungen in Osterholz-Tenever, mehr als die Hälfte des Bestandes im ehemaligen „Demonstrativbauvorhaben“. Die Krause-Wohnungen werden aber seit Anfang 1996 von der Gewoba zwangsverwaltet, möglicherweise kommen demnächst weitere Objekte unter den Hammer. Denn der Architekt aus Hannover hatte jahrelang nichts getan und seine Häuser verrotten lassen.

„Ich kenne Fenster, die seit 25 Jahren nicht gestrichen worden sind“, sagt Nikolaus Scheins vom Bewohner-Treff. Jetzt hoffen die Mieter, daß endlich ein seriöser Eigentümer kommt und die Häuser saniert werden. „Der Krause hat die Instandhaltungsgelder in die Tasche gesteckt und nichts gemacht“, mutmaßen die Leute in Tenever. Jetzt fordern sie: „Sanieren statt kassieren“

Nach Angaben der Baubehörde hat Krause, der der Stadt Bremen auch noch 4,9 Millionen Mark als Rest eines Bauförderdarlehens für die Sozialwohnungen schuldet, allein für die 353 zwangsversteigerten Wohnungen pro Jahr rund 500.000 Mark sogenannter Aufwendungszuschüsse eingestrichen. Mit diesem Geld sollten eigentlich die Gebäude in Schuß gehalten werden. „Weil Krause nichts getan hat, haben wir die Zahlungen eingestellt“, sagt Bau-Sprecher Thomas Wedrich. Strafbares Handeln sei Krause aber nicht nachzuweisen, weil die Zuschüsse nicht eins zu eins für bestimmte Renovierungen bestimmt gewesen seien.

Um zu verhindern, daß die ehemaligen Neue-Heimat-Wohnungen wieder in die Hand eines unzuverlässigen Eigentümers geraten, fordern die Mieter ein Engagement der Stadt. Das Bauressort hat zwar mit den nur noch teilweise städtischen Wohnungsgesellschaften Gewoba und Bremische verhandelt. Die haben jedoch abgewunken: Kein Bedarf an einem schlechten Geschäft.

Denn selbst wenn der unter Krause aufgelaufene Sanierungsstau niedriger als die vielfach geschätzten 20 Millionen Mark liegen sollte, dürfte es schwer sein, kurzfristig Geld aus den Wohnungen zu ziehen. Zu verkaufen oder mit besser zahlenden Mietern zu belegen sind die Wohnungen kaum. So gilt es als sicher, daß auch ein neuer Eigentümer die Wohnungen in der Sozialbindung belassen wird. Nur so kann man die Aufwendungszuschüsse kassieren. Und nur so wird das Sozialamt weiter dafür sorgen, daß die Wohnungen belegt werden. Andere Mieter werden voraussichtlich nicht nach Tenever ziehen: Für Vollzahler sind die Hochhaus-Wohnungen fast so teuer wie eine Bleibe in Schwachhausen. Das Verkehrswert-Gutachten nennt eine Quadratmetermiete von 9,49 Mark. Joachim Fahrun