Krankes System: Zur Rennpflege verdammt
Nun wurde das Elend bis nach unten durchgereicht. Dorthin, wo Menschen, die für schwere Arbeit schon jetzt und bald noch viel weniger als 1500 Euro verdienen, gegen soziale Dienste kämpfen, die zu gemeinnützigen Organisationen gehören: Verkehrte, absurde Welt.
Kommentar von SANDRA WILSDORF
Denn die das Elend verursacht haben, schauen unschuldig zu. Politiker, die sich nicht trauen, die Beiträge zur Pflegeversicherung zu erhöhen. Und vor allem Kranken- und Pflegekassen, die ihr Verhandlungsmonopol dazu nutzen, Preise immer weiter zu drücken. Weil sie viel zu viel in Verwaltung und viel zu wenig in Gesundheit investieren – wozu auch weder Gewerkschaften noch Politiker sich äußern.
Den Pflegeverbänden bleibt nichts übrig, als Preise zu akzeptieren, die weder kostendeckend sind noch eine menschenwürdige Pflege mit ausreichend Zeit ermöglichen. Denn wenn sie die Konditionen nicht akzeptieren, machen es eben die anderen.
Und das sind die, die von diesem System profitieren: Pflegedienste, die den Namen nicht verdienen, weil sie zu Dumpinglöhnen überwiegend Unqualifizierte zur „Rennpflege“ zwingen. Deren Konsequenz sind vernachlässigte oder gar verhungerte Kranke. Über die wird immer mal wieder berichtet – begleitet von öffentlichem Entsetzen. Das aber ist kurz, die Sache schnell vergessen.
Und so geht das Elend weiter.
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