Kosten der Klimakrise in Deutschland: Bis zu 900 Milliarden Euro Schäden
Die Schäden durch den Klimawandel sind immens, rechnet eine Studie vor. Doch konsequente Politik könnte die hohen Kosten dämpfen.
Steigen die Temperaturen in Deutschland bis 2050 stark, verursacht der Klimawandel laut einer neuen Studie gesamtgesellschaftliche Schäden von bis zu 900 Milliarden Euro. Das haben das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung, die Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung und die Beratungsfirma Prognos im Auftrag der Bundesministerien für Umwelt und Wirtschaft errechnet. Die danach 30 Milliarden Euro pro Jahr fallen für die Beseitigung der Schäden an und reduzieren den Wohlstand, heißt es in der Untersuchung.
Diese gigantische Summe markiert das teuerste der drei Szenarien, in dem von nun an keine konsequente Klimapolitik stattfinden würde. Hitzeperioden, Dürren und katastrophale Überschwemmungen nähmen dann deutlich zu. Die Folgen wären zum Beispiel große Schäden an Gebäuden wie etwa durch die Flut an der Ahr 2021, Produktionsausfälle in der Landwirtschaft und eine höhere Übersterblichkeit.
In einem mittleren Szenario entstehen Schäden von gut 500 Milliarden Euro. Wird dagegen der Kohlendioxidausstoß schnell verringert, halten sich die Folgekosten den Berechnungen zufolge mit nur knapp 300 Milliarden Euro bis 2050 einigermaßen in Grenzen.
Klimaschäden lassen sich ausgleichen
Die Untersuchung zeige, „dass wir ambitionierten Klimaschutz ernst nehmen müssen“, sagte Stefan Wenzel (Grüne), Parlamentarischer Staatssekretär im Wirtschaftsministerium. Sonst bestehe die Gefahr, „künftigen Generationen hohe Schadenskosten aufzubürden“.
In der positivsten der drei Varianten lassen sich die Klimaschäden ausgleichen. Dafür müssten verstärkt Wälder und Moore geschützt werden, die Kohlendioxid speichern. Die Landwirtschaft sollte rechtzeitig neue Pflanzensorten einführen, die mit Hitze und Trockenheit besser zurechtkommen. In Städten helfen begrünte Quartiere, die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels für die Bevölkerung einzudämmen.
Die vorbeugenden Investitionen, um den Klimawandel in Grenzen zu halten, hat die Studie nicht betrachtet – und damit auch nicht die Frage, wie sie sich auf Staat, Unternehmen und Privathaushalte aufteilen. Wohlhabende können sich E-Autos, Ökostrom und neue Heizungen besser leisten als Niedrigverdiener. Klimapolitik tangiert also auch Verteilungsfragen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen
Spiegel-Kolumnist über Zukunft
„Langfristig ist doch alles super“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Nachtcafé für Obdachlose
Störende Armut
++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
Hamas und Israel werfen sich gegenseitig vor, Gespräche zu blockieren