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Kosovo-Flüchtlinge in ÖsterreichKein Asyl für Arigona und ihre Familie

Der Fall Zogaj scheint entschieden zu sein. Der Asylgerichtshof hat jetzt das abgelehnte Asyl für die berühmte Flüchtlingsfamilie aus dem Kosovo bestätigt.

Arigona entzog sich 2007 der Abschiebung und drohte mit Selbstmord. Bild: archiv/reuters

WIEN taz | Österreichs bekannteste Asylwerberfamilie, die Zogajs aus dem Kosovo, haben eine weitere juristische Schlacht verloren. Der Asylgerichtshof hat diese Woche im Berufungsverfahren den negativen Bescheid gegen Arigona Zogaj, ihre Mutter Nurije und die kleinen Geschwister Albona und Alfred bestätigt.

Die Familie könnte damit jederzeit abgeschoben werden. Eine von Anwalt Helmut Blum beim Verfassungsgerichtshof (VfGH) eingereichte Beschwerde dürfte aber aufschiebende Wirkung bekommen, wenn die Höchstrichter zustimmen. Bis ihre Beschwerde inhaltlich geprüft ist, könnten die Zogajs vorerst ruhig schlafen. Das wäre schon etwas wert. Nurije Zogaj hat zwei Selbstmordversuche und mehrere Monate in der Psychiatrie hinter sich.

Arigona, die kürzlich volljährig wurde, erlangte im September 2007 Berühmtheit, als sie sich der Abschiebung ihrer Familie entziehen konnte und untertauchte. Sie drohte mit Selbstmord. Ihre Mutter durfte darauf vorläufig bleiben. Die Restfamilie konnte im Kosovo nicht mehr Fuß fassen. Vater Xhevat hat sich inzwischen von der Familie getrennt, die beiden ältesten Söhne werden von österreichischen Spendern alimentiert, da sie im Kosovo keine Aussichten haben. Die schulpflichtigen kleinen Geschwister durften deswegen vorerst nach Österreich zurück.

Die Zogajs flohen 1999 aus Kosovo, nachdem ihr Haus im Krieg zerstört worden war, und kamen 2002 nach Österreich. Da lebten sie fünf Jahre unauffällig im oberösterreichischen Frankenburg, bis eines Tages die Fremdenpolizei im Morgengrauen das Haus umzingelte. Damals solidarisierte sich fast ganz Frankenburg mit der Familie. Als das Innenministerium dann Gerüchte streute, die jugendlichen Söhne seien Kleinkriminelle, schlug die Unterstützung in Gegnerschaft um. Die feindselige Stimmung besteht weiter, obwohl die Anschuldigungen längst widerlegt sind.

Beim Thema Asylbewerber ist das Klima in Österreich vergiftet. Als das Magazin Profil zum Jahreswechsel Arigona Zogaj zum "Menschen des Jahres" kürte, hagelte es hasserfüllte Leserbriefe.

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12 Kommentare

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  • Z
    zombie1969

    Wer den Fuss einmal in der Tür hat geht nicht mehr. Damit sollte man sich abfinden. Da kann man noch soviele Wegweisungen aussprechen, das nehmen die Betroffenen lediglich mit einem müden Lächeln zur Kenntnis. Es wird ablaufen wie mit den Balkanflüchtlingen die allsamt immer noch hier sind und bereits ihre Familien nachkommen liessen. Dieser Kreislauf wird man nicht mehr aufhalten können, dazu ist es bereits zu spät. Und die Verteilung von EU bzw. A-Pässen und den damit verbundenen Rechten wird die Lage noch erheblich im Bereich Familiennachzug verschärfen.

  • J
    Johann

    Ich muss da Tom Recht geben. Die Familie ist illegal in Österreich und wird nun abgeschoben. Wo ist denn da bitte die Story?

  • S
    Österreicherin

    @ Andrea

     

    Es nennt sich Österreicher, nicht Ösi.

     

    Sind Linksrassistin?

  • RW
    robin williams

    *träneausdemknopflochdrück*

  • M
    Martin

    Wir brauchen eine Einwanderung hochqualifizierter Kräfte!

     

    Mensch, wer soll denn später mal die Renten, Pensionen, Übergangsgelder, und auch Hartz4 erarbeiten?

     

    Und noch was: Ich bin gegen Einwanderung durch Zwangsheirat!

  • J
    Joachim

    Seit wann rangiert der Kosovo als Staat in den nicht abgeschoben werden kann? Das es bei der besagten Familie um Wirtschaftsflüchtlinge handelt,die sich weigern einen Staat mit aufzubauen,der erst kürzlich seine Unabhängigkeit erstritten hat,ist klar.

    Die deutschen Gerichte sollten sich ein Beispiel an dem Urteil des österreichischen Gerichts nehmen!

  • A
    Andrea

    Die Ösis haben echt keine Ahnung wie man sowas macht.

    Die deutsche Abschiebepraxis ist weit effizienter, unaffälliger, vollkommen. Familien werden zwischen 3.00 und 4.00 Uhr morgens von Sondereinsatztrupps des BGS abgeholt. Sie haben ca. 15 Minuten um ihr Hab und Gut, 20kg pro Person, zu packen und eventuell einen Anwalt anzurufen der ihre Abschiebung einstweilig verhindern könnte. Aber wir haben ja auch mehr Erfahrung darin Menschen zu deportieren.

  • T
    Tom

    Die Familie Zogaj ist illegal nach Österreich eingereist. Der österreichische Staat schiebt nun die restlichen Familienmitglied dieser illegal Eingereisten wieder ab. Und wo ist nun die Story?

  • S
    Sub

    Diese ganze Geschichte ist so düster und dreckig von Anfang bis Ende und wirft ein sehr, sehr schlechtes Licht auf die Österreicher und auch unsere Gesellschaft.

    Es gab und gibt keinen Grund, diese Familie aus Österreich auszuweisen, sie hätten sich (nur) in Österreich eine Existens aufbauen können.

    Hinter dieser Geschickte steckt eine hässliche rassistische Fratze.

  • S
    Slobo

    Das ist so ein Fall, da wird einerseits von einheimischen Politikern Fremdenhass geschürt - hier ohne jegliche Grundlage - und dann wird sich gewundert, warum die Integration von Einwanderern nicht gelingt. Ich würde mich jedenfalls sehr unwohl fühlen bei den Ösis, wenn ich als Einwanderer dort leben würde und wäre stocksauer. Wie kann man "normale" Menschen wie Aussätzige behandeln ? Jeder Mensch sollte die gleichen Rechte haben; also auch das Recht, dort zu leben, wo er will.

  • US
    Uwe Stahl

    Österreich ist definitiv der erste Staat der abgeschafft werden sollte.

  • N
    noevil

    Es ist immer dasselbe:

     

    Diejenigen, die sich schämen, würden anders handeln, aber die die anders handeln könnten, die schämen sich nicht.

     

    Die, die anderen gezielt durch üble Nachrede schaden, die verstecken sich hinter der Amtswürde und halten eine Entschuldigung für unter ihrer Würde.

     

    Muss man sich da noch wundern, wenn der Begriff "Opfer" eine nie gekannte neue und üble Bedeutung erhält und zum Schimpfwort mutiert?