Korrekter Konsum: Glücklicheres Fleisch in die Kantinen

Geht es nach den Bremer Grünen, soll das Land keine Erzeugnisse aus Massentierhaltung mehr einkaufen. Per Bundesratsinitiative wollen sie für eine Kennzeichnung der Haltungsform sorgen.

Damit soll Schluss sein, fordern Bremens Grüne: Massen-Hühnerhaltung, hier bei Wiesenhof. Bild: Peta

BREMEN taz | Noch ist es nur ein Entwurf. Und mindestens der Titel des Grünen-Antrags kommt zu breitbeinig daher: "Massentierhaltung beenden". Beschließen soll ihn die Bremische Bürgerschaft. Nun gibt es zwar auch in Bremen etwas Landwirtschaft, aber keine industrielle - und erst recht keine Massentierhaltung. Da fällt das Beenden leicht.

Aber die konkreten Forderungen sind einerseits die nach einer Bundesratsinitiative zur Kennzeichnung der Haltungsform der jeweiligen Nutztiere - und ein Aufruf zum Konsumverzicht. Die Stadt Bremen trage "als Großverbraucherin eine große Verantwortung", heißt es im Antrag. "Gerade wenn man sich mit dem Titel der Hauptstadt des fairen Handels schmückt", sagt der Grünen-Abgeordnete Jan Saffe, "muss man auch dafür sorgen, dass die Tiere fair behandelt und nicht in Folterkammern gehalten werden."

Tatsächlich hat sich das staatliche Beschaffungswesen in Bremen nach sozialen und ökologischen Kriterien zu richten. Das hat die Bürgerschaft schon im Herbst 2007 beschlossen, ein neues Vergabegesetz gilt seit 2009. Eine entsprechende Beschaffungsverordnung war für 2011 angekündigt. Aber noch ist sie nicht fertig - weil schwieriger als gedacht.

Immerhin hat der Zwei-Städte-Staat schon im vergangenen Jahr den Donnerstag zum "Veggiday" erklärt, an dem in den kommunalen und Landes-Einrichtungen fleischfrei gegessen werden sollte. Was aber sonst so in Behördenkantinen, Schul- und Hochschulmensen oder Krankenhäusern serviert und verzehrt wird, ist unbekannt: Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung gebe es etliche, hatte im September der Senat auf eine kleine Anfrage der Grünen geantwortet, sie seien unterschiedlich organisiert - und "eine zentrale Erfassung der Herkunft der verwendeten Produkte gibt es nicht".

Das soll sich ändern, findet Saffe, der die Initiative gestartet hat. Wenn tierische Produkte in bremischen Einrichtungen zum Verzehr kommen, dann solle die Herkunft dokumentiert werden - nach Möglichkeit bis zurück zum Produktionsbetrieb.

Das klingt wahrscheinlich einfacher, als es ist. Zumal es eben keine bremische Zentralküche gibt und die Kantinen-Träger unterschiedliche Gesellschaftsformen aufweisen: Das Schulessen stellen Caterer bereit, die Hochschul-Mensen betreibt das Studentenwerk, Kita-Bremen wiederum ist ein städtischer Eigenbetrieb - mit eigener Küche.

Wie das gigantische Lebensmittel-Datenaufkommen der unterschiedlichen Einrichtungen zentral gesammelt und verwaltet werden soll, erläutert der Antrag nicht. Und die Kosten des Erhebungs-Mehraufwands kennt auch Saffe nicht: "Uns ist die Sache so wichtig, dass da einfach etwas gehen muss." Immerhin: Sollte es gelingen, wäre Bremen bundesweit Vorreiter.

Gleichwohl scheint ausgerechnet der bundespolitische Vorstoß erfolgversprechender. So begrüßt die Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft (AbL) das Vorhaben einer Bundesratsinitiative zur Kennzeichnung der Tierhaltungsformen auf den Verpackungen. Die Wirksamkeit solcher Etiketten für den Weg aus der Massentierhaltung zeigte sich bei der Kennzeichnungspflicht für Eier.

Zugleich erinnert der bremisch-niedersächsische AbL-Vorsitzende Martin Schulz daran, dass Bremen sich auch bei der Novellierung des Bundesbaugesetzes einbringen könnte: Durch klare Tierzahl-Höchstgrenzen könnte die industrielle Tierhaltung vom Privileg für landwirtschaftliche Einrichtungen ausgeschlossen werden. "Es ist wichtig", so Schulz, "dass die beiden in Bremen für den Bereich Landwirtschaft zuständigen Senatoren diese Initiativen im Bundesrat unterstützen." Während Landwirtschaft allgemein dem SPD-geführten Häfensenator zugeordnet ist, beaufsichtigt der - grüne - Umweltsenator ökologische Landwirtschaft, Natur- und Landschaftsschutz.

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