Konzerttipps für Berlin: Polyrhythmisch und etwas unheimlich
Der Kiezsalon kommt mit einem fernöstlich geprägten Konzert-Triple in die Musikbrauerei. Und auch im Silent Green gibt es Experimentelles aus Japan.
M it dem zur Neige gehenden Sommer kommt ja vermutlich bei so manchem:r das Fernweh zurück. Kurieren oder zumindest lindern könnte man das zum Beispiel am Samstag beim Kiezsalon, der für ein fernöstlich geprägtes Konzert-Triple wieder in seine alte Heimstatt zurückkehrt, in die Musikbrauerei. Seit der Pandemie war die Reihe ja sehr nomadisch unterwegs, nun also lädt man zur Abwechslung mal wieder ins alte Gemäuer im Prenzlauer Berg.
Zu hören gibt es, wie immer, Berlin-Premieren: Die aus Japan stammende Schauspielerin und Musikerin Tujiko Noriko, derzeit in Paris zu Hause, präsentiert ambienthaft grundierten, sphärischen, dabei aber doch schön ausgemalten Art-Pop. Etwas experimenteller dürfte das Rahma Quartet (aus Berlin und München, aber deutlich internationaler verwurzelt) klingen: bisweilen gespenstischer Gesang wabert über minimalistische Rhythmen. Im Kiezsalon stellen sie erstmals ihr Stück „Mercy is called down by Mercy to the last“ vor.
Das experimentelle Duo Kakuhan aus Osaka bringt dann ein metallisch klingendes Cello mit polyrhythmisch dahingeklöppelter, harscher Elektronik zusammen; toll klingt das und auch ein bisschen unheimlich (7. 10., 21 Uhr, Tickets im VVK 10,65 Euro, Tickets gibt es hier).
Ebenfalls am Samstag ist dann die recht frische Jazz-Supergroup Deadeye zu erleben. Reinier Baas, Jonas Burgwinkel und Kit Downes führen Gitarre, Schlagzeug und Hammond-Orgel zu einer ganz eigenen Mischung zusammen. Souliger Jazz trifft auf kompositorische Elemente aus der Neuen Musik, Folklore reibt sich an progrockigen Momenten.
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Als ob das nicht die Ohren genug flirren ließe, haben sie sich den Saxofonisten und Klarinettisten Otis Sandsjö eingeladen. Der hat mit seinem Projekt Y-Otis Hip-Hop, Jazz und Ambient zu etwas Eigenem amalgamiert. Mal sehen, was ihn heute umtreibt.
Zudem stellt an besagtem Abend im House of Music Nick Dunston sein Projekt Skultura vor – mit fünfköpfiger Band. Samples, die das Instrumentarium nochmal erweitern, werden dabei zu improvisierter Musik und finden hoffentlich eine neue Form (7. 10., 20 Uhr, Tickets kosten im Vorverkauf 10-15 Euro, an der Abendkasse 20 Euro).
Wie so oft in letzter Zeit lockt zur neuen Woche das Silent Green. Die für entschleunigte, kontemplative Ambientklänge bekannte Ana Roxanne hat sich mit dem der verschachtelten Tanzmusik zugetanen DJ Python unter dem Namen Natural Wonder Beauty Concept zusammengetan – was nicht zuletzt ein hörenswerter Versuch ist, wie weit man bei der Suche nach einer freien Form gehen kann. Zu erleben am Montag in der Kuppelhalle (9. 10., 20 Uhr, Tickets im VVK 15 Euro).
Am Mittwoch gibt es an gleicher Stelle nochmal Experimentelles aus Japan, und zwar von der legendären Phew. Die hat in ihren Teenagerjahren Punk für sich entdeckt und daraufhin in Osaka die Band Aunt Sally gegründet. Ryūichi Sakamoto war ein früher Fan und produzierte ihre erste Solo-Single. In den frühen 1980ern nahm Phew ihr Debüt mit Musikern von der Krautrock-Avantgardeband Can auf – die erste von etlichen fruchtbaren Kollaborationen.
Mittlerweile produziert die 64-Jährige ihre soghaften Flächen und zerhackstückelte Beats am liebsten im Homestudio, doch der Fokus ihrer Performance ist vermutlich auch diesmal ihr eigenwillig phrasierter, teils improvisierter Gesang. Zuletzt nahm sie ein bisher nicht veröffentlichtes Album mit der Berliner Künstlerin und Musikern Danielle de Picciotto auf. Vielleicht gibt es ja auch davon etwas zu hören (11. 10., 20 Uhr, Tickets 12 Euro).
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