Konzerttipps für Berlin: Wenn Klang die Richtung wechselt
Den Raum erkunden, die Ferne hören und Neuestes aus Baden-Württemberg in Berlin. Das sind die Musikhighlights der Woche.
D er Raum spielt in der Musik schon seit längerer Zeit eine ziemlich aktive Rolle. In Kirchen wurden die Chöre zu Bachs Zeiten etwa gern in Gruppen aufgeteilt, um dem Klang unterschiedliche Richtungen zu geben. Ein großes Thema des 20. Jahrhunderts wurden dann die Resonanzen von Räumen.
Auch in der Minimal Music gibt es Ansätze, Wiederholungen zu nutzen, um die akustischen Eigenschaften von Räumen in der Zeit auszuloten. In dieser Tradition steht die kanadische Komponistin Sarah Davachi, die am Sonntag (17. 10.) in der Reihe Kontraklang an der Orgel der Emmauskirche eigene Werke und Improvisationen darbieten wird. Zur Einstimmung geeignet ist ihr aktuelles Album „Antiphonals“. Neben Davachi spielt an dem Abend ihre italienische Kollegin Marta Zapparoli an selbstgebauten Antennen, die österreichische Künstlerin Billy Roisz arbeitet passend dazu mit Bild- und Tonstörungen (Lausitzer Platz 8a, 20 Uhr, 15/12 €, Karten nur online: kontraklang.de).
Donaueschingen liegt eigentlich in Baden-Württemberg. Doch da dort seit 100 Jahren die Donaueschinger Musiktage abgehalten werden, gibt es zur Feier auch etwas vom Programm in Berlin zu hören. Die Akademie der Künste begeht den Anlass am Mittwoch (20. 10.) mit einem Konzert des Omnibus Ensemble aus Usbekistan. „Donaueschingen global“ heißt das Projekt, mit dem die Grenzen über den Schwarzwald hinaus erweitert werden.
Zu hören sind Kompositionen, die ganz frisch von der Uraufführung in Donaueschingen kommen werden. Dazu haben die Komponisten Onur Dülger aus der Türkei, Piyawat Louilarpprasert aus Thailand, Hasan Hujairi aus Bahrain und Qin Yi aus China sich in einem kollektiven Arbeitsprozess mit dem Ensemble ausgetauscht (Hanseatenweg 10, 19 Uhr, 13/7 €, zu reservieren unter: 030 200 57-2000; ticket@adk.de oder www.adk.de/tickets).
Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.
Das HKW als Instrument
Wo wir schon beim Raum und der Ferne sind: Im Haus der Kulturen der Welt beginnt am Donnerstag (21. 10.) das viertägige Festival „The Sound of Distance“. Hier wird das ganze Haus als ein großes Instrument zum Klingen gebracht, zum Teil über die Grenzen des Gebäudes hinweg. Prominent besetzt mit Raumkundlern wie den US-Amerikanern Annea Lockwood, die schon Werke aus Aufnahmen in Höhlen schuf, und dem Avantgarde-Nestor Alvin Lucier, der mit „I Am Sitting in a Room“ einen Klassiker der Resonanzenmusik schuf.
Unter den beteiligten Künstlern, die zum Teil eigens für das vom Musiker Jan St. Werner mit dem Haus der Kulturen der Welt kuratierte Programm neue Werke schufen, sind auch Drone-Experten wie Stephen O'Malley und Oren Ambarchi. Dabei könnte es unterschiedlich laut werden (21.-24. 10., John-Foster-Dulles-Allee 10, Programm unter hkw.de/soundofdistance, Tickets unter hkw.de/tickets).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!