piwik no script img

Konzertempfehlungen für BerlinVerborgene Fundamente

Das Maerzmusik Festival für Neue Musik nimmt das Wurzelwerk der Pilze ins Visier. Beim Pop im Ausland sucht man nach Schnittstellen zum Experiment.

Das Wurzelwerk der Pilze dient als Metapher beim Filmprogramm von MaerzMusik und transmediale Foto: Berliner Festspiele/Konzept & Design: Eps51

N achdem die Maerzmusik, das Festival für Neue Musik der Berliner Festspiele, in den vergangenen zwei Jahren ausschließlich online stattfinden konnte, darf man sich in diesem Jahr ab Freitag mit den Zeitfragen, denen sich die Veranstaltungsreihe laut Selbstbeschreibung widmet, wieder ganz analog beschäftigen – an insgesamt zehn Spielstätten (ab 18. 3., das gesamte Programm findet sich hier).

Nun sind viele Fragen unserer Zeit ja so unerquicklich wie komplex. Vielleicht treten deshalb auch die Festivalkuratoren ein paar Schritte zurück und nehmen das verborgene Fundament ins Visier, die die Dinge zusammenhält. Mycelium, das Wurzelwerk der Pilze, dient ihnen als Metapher für diese Betrachtung; zusammen mit der transmediale präsentiert man deshalb zum Beispiel ein Filmprogramm, das Einblicke die Welt der Pilze gibt.

Und gibt da etwas zu erlernen. Das „Mycelial Media Archive“ hat einen Mix aus Vorträgen, Interviews, Forschungsberichten, aber auch künstlerischen Videos zusammentragen (19. – 27.3., 14-18 Uhr, transmediale Studio@ Silent Green, Eintritt frei).

Für die beiden Eröffnungsveranstaltungen „A Garden of Forking Paths“ am Freitag im Gropius-Bau sind zwar keine Tickets mehr erhältlich, aber man kann der weitläufigen Veranstaltung mit Konzerten und Installationen von Satch Hoyt, Georges Aperghis, Rebecca Saunders und anderen trotzdem folgen, ausnahmsweise noch mal im Stream (21 Uhr, den Stream gibt es hier) – Um sich dann die Live-Atmo an den Folgetagen bei Konzerten, Performances und Installationen abzuholen.

tazplan

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Für gewöhnlich widmet man sich ja auch im ausland avantgardistischeren Klängen. Doch am Samstag ist mal wieder der Pop in dem Club im Prenzlauer Berg zu Gast – im Rahmen der schöne Reihe „PIA – Pop im Ausland“ Ganz so poppig, wie hier augenzwinkernd behauptet, wird ist das natürlich nicht; wie immer im ausland gibt es eine Schnittstelle zum Experiment.

Diesmal ist die Düsseldorfer Künstlerin Viktoria Wehrmeister mit ihrem eher darken musikalischen Soloprojekt DECHA zu Gast, neben Teresa Riemann. Die ist gemeinhin zwischen Chanson, Rock n' Roll und atonaler Musik unterwegs, will heute aber ihre Stimme allein mit dem Schlagzeug kombinieren. Mary C aus Prag liefert das DJ-Set (19. 3., Programm unter ausland-berlin.de).

Ebenfalls am Samstag spielt dann auch noch die tolle Jazz-Combo Koma Saxo, bei der neben dem Bandleader und Kontrabassisten Petter Eldh unter anderem der phänomenale Schlagzeuger Christian Lillinger und Saxofonist Otis Sandsjö mitspielen.

Auftreten werden sie mit der schwedischen Sängerin Sofia Jernberg, die nicht nur eine ganze eigene Herangehensweise an den Creative Jazz mitbringt, sondern an Improvisationsmusik allgemein. Ihre Stimme setzte sie wie ein Instrument ein (19. 3., 20.30 Uhr, House of Music, RAW-Gelände, Eintritt VVK 10,65 Euro, AK 15 Euro, Tickets git es hier).

Am Mittwoch startet dann eine neue Veranstaltungsreihe im Silent Green, dem ehemaligen Krematorium Wedding. Von dem gruftigen Chillfaktor, der in ihrem Titel „Sonic Morgue“ mitschwingt, sollte man sich nicht irritieren lassen, der ist wohl ausschließlich der Spielstätte geschuldet.

Kuratiert wird die neue Reihe, bei der sich auch ein Blick ins mittelfristige Programm lohnt, von Christian Morin. Der gestaltet seit Jahren das Programm des Berliner Pop-Kultur-Festivals mit, und war bis letztes Jahr zudem verantwortlich die Konzerte in der Volksbühne, für Vielschichtigkeit sollte also gesorgt sein.

Ergänzt wird das musikalische Programm, das in der atmosphärischen Betonhalle des ehemaligen Krematoriums stattfinden soll – manchmal aber auch in der etwas traditionelleren Kuppelhalle – von Sound- und Videoinstallationen und Kunstaktionen. Zum Eröffnungsabend gibt es ein buntes Programm: Sometimes with others, Roller Derby, Plaisir, Apex Anima & Frznte (23. 3., 20 Uhr, Silent Green, Tickets 21 Euro, Tickets gibt es bei reservix.de).

Und gleich am nächsten Abend, dem Donnerstag, präsentieren dann die soghaften Bohren & der Club of Gore aus Mühlheim ihren Mix aus entschleunigtem Metal, Ambient und Jazz (24. 3, 20 Uhr, Silent Green, Tickets 28,50 Euro).

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!