Konkurrenz für Spotify und Co.: Der Streaming-Krieg
Der Siegeszug des Streaming scheint unaufhaltbar, doch die Künstler werden schlecht entlohnt. Nun entwickeln findige Managements eine neue Strategie.
Am Wochenende veröffentlichte US-Superstar Beyoncé über Nacht ihr neues Album „Lemonade“ – exklusiv über Tidal, den Streamingdienst ihres Ehemanns Jay-Z. Ein Modell, das in der US-Musikindustrie gerade Schule macht.
Wenn Menschen unter 25 heute Musik konsumieren, dann streamen sie. Die Einnahmen der digitalen Download-Händler wie iTunes oder Amazon befinden sich im freien Fall. Jahrelang wurden sie als einziges Gegenmittel zum Erlösschwund gesehen, der den Tonträgerhandel seit den frühen nuller Jahren beschäftigt.
Der Siegeszug des Streaming scheint unaufhaltbar, doch Künstler beschweren sich seit Jahren über die niedrigen Ausschüttungen. Monatsabos mit Zugriff auf 40 Jahre Musikgeschichte sind bereits ab 9,90 Euro zu haben – für die Künstler bleibt nur wenig hängen. Taylor Swift wehrte sich, indem sie ihr komplettes Werk vom Branchenriesen Spotify abzog und dem Chef Daniel Erk einen offenen Brief schrieb.
Nun haben findige Managements eine neue Strategie entwickelt. Kanye West oder Beyoncé veröffentlichten ihre neuen Alben zeitlich exklusiv über den Streamingdienst Tidal. Der strauchelnde Spotify-Wettbewerber erhoffte sich dadurch einen Sprung in den Abonnementzahlen, die Künstler kassierten dafür dem Vernehmen nach hohe Einmalzahlungen.
Ob die Strategie aufgeht, muss sich noch zeigen. Im Streaming-Sektor wird mit harten Bandagen gekämpft. Die konkurrierenden Dienste setzen immer mehr auf exklusive Inhalte. Der Leidtragende ist der Konsument. Um Zugriff auf seine favorisierte Musik zu haben, will er nicht alle Dienste abonnieren wollen, sondern im Idealfall nur einen. Aus Protest gegen die exklusive Bindung an ein Tidal-Abonnement luden sich hunderttausende User das Kanye-West-Album „The Life of Pablo“ über illegale Filesharing-Plattformen herunter. Ein Phänomen, das mit dem Aufkommen des Streamings eigentlich endgültig abgemeldet schien.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Klimaziele der EU in weiter Ferne
Neue Klimaklage gegen Bundesregierung
Serpil Temiz-Unvar
„Seine Angriffe werden weitergehen“