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Konflikt zwischen Ungarn und EUKürzung von EU-Mitteln droht

Das EU-Parlament spricht Ungarn den Demokratiestatus ab und nennt Budapest eine „Wahlautokratie“. Noch kann Ungarn das Ruder rumreißen.

Das ungarische Parlament in Budapest am Nationalfeiertag im August Foto: Peter Lakatos/ap

Brüssel dpa | Ungarn droht wegen Korruption und anderer Verstöße gegen den Rechtsstaat die Kürzung von EU-Mitteln. Einen entsprechenden Vorschlag an die Mitgliedstaaten könnte die EU-Kommission am Sonntag beschließen, wie die Deutsche Presse-Agentur aus EU-Kreisen erfuhr. Es wäre das erste Mal, dass die Behörde wegen rechtsstaatlicher Verstöße die Kürzung von EU-Mitteln vorschlägt.

Mit großer Mehrheit stimmten die Abgeordneten des Europaparlaments am Donnerstag für einen Bericht, nach dem Ungarn keine vollwertige Demokratie mehr ist. Die Zustände hätten sich so sehr verschlechtert, dass es zu einer „Wahlautokratie“ geworden sei. Die Rede war von „einem Zerfall der Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit und der Grundrechte in Ungarn“.

Noch besteht die Möglichkeit für einen Kompromiss. Im Europaparlament besteht die Befürchtung, dass das Geld letztlich doch fließen wird. Dabei betonte Kommissionschefin Ursula von der Leyen noch am Mittwoch, entschieden gegen Korruption vorgehen zu wollen. Dabei erwähnte sie auch den Rechtsstaatsmechanismus, der den Missbrauch von Geld aus dem EU-Haushalt verhindern soll. Ungarn ist bislang das einzige Land, gegen das ein Verfahren nach diesem Mechanismus läuft.

Die EU-Kommission bemängelt schon lange weit verbreitete Korruption in dem seit zwölf Jahren von Ministerpräsident Viktor Orbán regierten Land. In einem Bericht vom Juli ist die Rede von „einem Umfeld, in dem die Risiken von Klientelismus, Günstlings- und Vetternwirtschaft in der hochrangigen öffentlichen Verwaltung nicht angegangen werden“. Weil die EU-Kommission die Gefahr sieht, dass EU-Geld missbraucht wird, löste sie im April den Rechtsstaatsmechanismus aus. Geld zu kürzen, wäre der nächste Schritt.

Die Entscheidung über das Einfrieren von EU-Geldern treffen die Staaten

Aus dem Dokument der EU-Kommission geht hervor, dass die Behörde den EU-Staaten vorschlagen könnte, bis zu 70 Prozent aus mehreren Programmen der Strukturfonds zur Förderung benachteiligter Regionen einzubehalten. Berechnungen des Grünen-Europaabgeordneten Daniel Freund zufolge könnten das rund sieben Milliarden Euro sein. Zudem werde die Behörde am Sonntag Empfehlungen beschließen, wie die Missstände in Ungarn behoben werden könnten, hieß es. Sollte Ungarn diese umsetzen, könnte es sein, dass das Geld gar nicht erst eingefroren wird.

Budapest hatte zuletzt Bewegung im Streit mit Brüssel erkennen lassen. In den vergangenen Wochen stellte sie mehrere Maßnahmen in Aussicht, unter anderem eine neue Antikorruptionsbehörde. Ungarische Antikorruptionsaktivisten warnen davor, dass die Orbán-Regierung Brüssel hinters Licht führen könnte.

Die Entscheidung über das Einfrieren von Geldern treffen letztlich die EU-Staaten. Sie haben nach der Empfehlung der EU-Kommission bis zu drei Monate Zeit. Mindestens 15 Staaten mit mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung müssen zustimmen.

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4 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • "Ungarn droht wegen Korruption und anderer Verstöße gegen den Rechtsstaat die Kürzung von EU-Mitteln. Es wäre das erste Mal, dass die EU-Kommission wegen rechtsstaatlicher Verstöße die Kürzung von EU-Mitteln vorschlägt."

    Und wie will die EU-Kommission mit folgenderMeldung auf tagesschau.de umgehen:



    "Die Ukraine ist fast das korrupteste Land Europas. Zumindest nach dem Korruptionsindex von Transparency International. Dort belegt sie Platz 122 von 180.



    Korruption auf fast jeder Ebene..."



    www.tagesschau.de/...orruption-101.html



    Otto Normalverbraucher wundert sich über die ihn immer sprachloser machenden, kühl kalkulierten Doppelmoral-Politikerkapriolen schon fast gar nicht mehr. So ist das eben mit der moralischen Glaubwürdigkeit auf allen Politikfeldern.

  • Ich finde es eigentlich lobenswert, wenn die EU endlich gegen die Erosion demokratischer Standards in einigen ihrer Mitgliedsstaaten vorgeht; nur hat der Fokus auf Ungarn gerade einen unangenehmen Beigeschmack, wenn zeitgleich andere Staaten wie Polen mit ein paar halbherzigen Verwarnungen davon kommen. Man muss sich fragen, ob der Grund für ein härteres Durchgreifen nicht die außenpolitischen Umtriebe Orbans sind. Das würde aber bedeuten, dass der ohnehin schon problematische Hang der EU, die eigenen demokratischen Ansprüche der politischen Opportunität unterzuordnen, nun auch intern zum Tragen kommt. Und das ist keine gute Entwicklung.

    • @O.F.:

      an ungarn kann ein exempel statuiert werden. fas hilft vielleicht auch schon bei so manch anderem Kandidaten. Das gute bei solchen Typen ist ja, dass sie im Zweifel eben nicht zusammenhalten sondern ihr populistisches Ziel rücksichtslos verfolge. Mit seiner Russlandpolitik schießt sich Ungarn momentan selbst ins aus. Da gehen die Polen nicht mit. Ih glaub eigentlich auch nicht, dass Orban zuhause damit durchkommt. Dir Ungarn haben ja auch eher Angst vor den Russen.

  • Ungarns Antikorruptionsaktivisten haben recht: Orbán wird zum Schein einen Kompromiss eingehen. In seiner klassischen Pfauentanzmanier wird er dann diesen Kompromiss bei sich zu Hause so verwässern, dass sich letztendlich nichts zum Besseren (sondern eher zum Schlimmeren) wendet.