Konflikt zwischen Maghreb-Staaten: Luftraum für Marokko dicht
Algerien wirft dem Nachbarland vor, Separatisten in der Bergregion Kabylei zu unterstützen. Hintergrund ist auch der Streit um die Westsahara.
Damit spitzt sich die diplomatische Krise zwischen den beiden nordafrikanischen Ländern weiter zu. Algerien hatte bereits vor genau einem Monat alle diplomatischen Beziehungen zu Marokko abgebrochen.
Die Maßnahme betrifft neben den Flügen der Royal Air Maroc nach Algerien auch die Verbindungen mit Tunesien, Ägypten und der Türkei. Diese Flüge werden künftig einen weiten Bogen über das Mittelmeer nehmen müssen. Die Landgrenzen zwischen Marokko und Algerien sind bereits seit Mitte der 1990er Jahre geschlossen.
Damals beschuldigte die Regierung in Rabat die Algerier, Terrorgruppen in Marokko zu unterstützen. Jetzt geht es um den gleichen Vorwurf, aber umgekehrt. Algier behauptet, dass Rabat eine Separatistengruppe in der algerischen Bergregion Kabylei unterstützt. Diese sollen den Sommer über schwere Waldbrände verursacht haben. Algerien bezieht sich dabei auf die „Bewegung für die Autonomie der Kabylei“ (MAK). Die Gruppe wurde in Algerien als „terroristisch“ eingestuft.
Marokko verliert künftig viel Geld im Erdgasgeschäft
Doch der Vorwurf an Marokko, die MAK zu unterstützen, ist wohl nicht der Hauptgrund für den Konflikt beider Länder. Es geht vielmehr um die ehemalige spanische Kolonie Westsahara. Zwei Drittel sind von Marokko besetzt, ein Drittel wird von der Befreiungsbewegung Polisario unterhalten, deren Führung und Exilregierung vom sahrauischen Flüchtlingslager in Südalgerien aus operiert. Sie kämpft für die Unabhängigkeit der Westsahara.
Marokko sieht sich in seinem Anspruch auf die Westsahara bestärkt, seit der ehemalige US-Präsident Donald Trump gegen die Kriterien der UNO Rabats Souveränität über die ehemalige spanische Kolonie anerkannte. Im Gegenzug intensivierte Rabat die Beziehungen zu Israel. Marokko und „die zionistische Entität“ hätten einen Komplott gegen Algerien geschmiedet, heißt es in der algerischen Presse immer wieder.
Der Streit zwischen Marokko und Algerien zieht auch die ehemalige Kolonialmacht der Westsahara in Mitleidenschaft. Algerien wird diesen Herbst alle Gaslieferungen über die Pipeline, die die Erdgasfelder im Süden des Landes über Marokko mit Spanien verbindet, einstellen.
Für Marokko bedeutet dies den Verlust von 7 Prozent des Erlöses aus dem algerischen Gasgeschäft, die als Transitgebühr fällig wird. Je nach Jahr beläuft sich der Gesamtbetrag auf bis zu 200 Millionen Euro. Diesen Herbst müssten die drei Länder einen erneuten Liefervertrag aushandeln. Dazu wird es wohl erst einmal nicht kommen.
Die Schließung des Luftraums ist eine Art Willkommensgeschenk an den künftigen marokkanischen Ministerpräsidenten Aziz Akhannouch. Der Multimilliardär, der mit seiner Unabhängigen Nationalversammlung (RNI) Anfang September die Parlamentswahlen gewann, gab am Mittwoch bekannt, dass er die Koalitionsverhandlungen erfolgreich abgeschlossen habe. Er wird mit Unterstützung einer monarchistischen und einer wirtschaftsliberalen Partei regieren. Neben Akhannouchs RNI werden die Partei für Ehrlichkeit und Modernität (PAM) sowie die historische Unabhängigkeitspartei Istiqlal an der Regierung beteiligt sein.
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