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Konflikt in der UkraineKämpfe um Donezk

Die Separatisten in der Ostukraine wollen den Donezker Flughafen eingenommen haben. Die Ukraine macht derweil 50.000 weitere Soldaten mobil.

Kampfhandlungen oder nicht, die Menschen in Donezk stehen nach Lebensmittelhilfen an. Bild: dpa

KIEW/DONEZK dpa/ap | Ungeachtet von Friedensbemühungen im blutigen Ukraine-Konflikt sollen ab diesem Dienstag bei einer umstrittenen Teilmobilmachung 50.000 Ukrainer zusätzlich bewaffnet werden. Das Parlament in Kiew stimmte am Donnerstag in letzter Instanz den Plänen zu, die Präsident Petro Poroschenko zuvor unterzeichnet hatte. In zwei weiteren Wellen sollen von April und Juni an erneut mehr als 50.000 Soldaten im Kampf gegen prorussische Separatisten eingezogen werden.

Die Aufrüstung der Armee läuft den internationalen Friedensbemühungen für die Ostukraine zuwider. Ein geplanter Krisengipfel zwischen Deutschland, Russland, der Ukraine und Frankreich war diese Woche geplatzt. Ob es zu einem für diesen Freitag angedachten Treffen der Kontaktgruppe in Minsk kommt, ist offen. Das weißrussische Außenministerium teilte mit, es habe keine Bestätigung der Teilnehmer erhalten.

Zur Kontaktgruppe gehören neben der Ukraine und den Separatisten auch Russland und die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).

Die prorussischen Aufständischen in der Ostukraine haben nach eigenen Angaben den Flughafen der Stadt Donezk vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. Die Offensive werde nach dem Erfolg weitergehen, sagte Separatistenführer Alexander Sachartschenko am Donnerstag.

Der Flughafen wird seit Mai umkämpft. Zuletzt konnten die Regierungstruppen noch den zivilen Terminal halten. Am Donnerstag sah ein AP-Reporter vor Ort, dass an dem Gebäude die Separatistenflagge gehisst war. Es wurde aber immer noch gekämpft. Die Regierung teilte mit, ihre Truppen würden ihre Positionen am Flughafen halten.

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7 Kommentare

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  • Hätten sich die Ukrainischen Soldaten an die Waffenruhe gehalten, dann wäre der Donzeker Flughafe ohne einen einzigen Toten eingenommen word!

    Jeder Toten in diesem Konflikt geht auf das Konto der Ukrainischen Regirung und deren Verweigerung endlich ihr Militär zu entwaffenen!

    • 4G
      4845 (Profil gelöscht)
      @Wandel:

      Falsch. Jeder Tote in der Ukraine geht auf das konto der Imperialdiktatur USA und der Großmachtsdikatur Rußland, die diesen Bürgerkrieg und Brudermord mutwillig vom Zaungebrochen haben!

  • "...Teilmobilmachung 50.000 Ukrainer zusätzlich bewaffnet werden. ... von April und Juni an erneut mehr als 50.000 Soldaten im Kampf gegen prorussische Separatisten eingezogen werden."

    Pleite , Kälte , zu wenig zum Essen , wechselseitiger Hass - ... man könnte sich fragen : Grassiert in Kiew eine untherapierbare Paranoia bei den Entscheidern ? Oder - verschwörungstheoretisch - : Wird die "Paranoia" von außen induziert ? Etwa von den USA als Strippenzieher und geheimen Finanziers der Aufrüstung ? Obama hat ja anscheinend kein Interesse an einer baldigen Beendigung des Konfliktes . Er setzt auf die Destabilisierung Russlands durch den Schock des Ölpreisverfalls und die Wirkungen der Sanktionen . Und nimmt dabei in Kauf , dass die Ukraine irgendwann den Donbass "syrifiziert" , d.h. in Schutt und Asche gelegt und entvölkert , zurückbekommt ?

    Nur eine verrückte Verschwörungstheorie ? Wäre schön .

    • 4G
      4845 (Profil gelöscht)
      @APOKALYPTIKER:

      Verschwörungstheorie? Ja, sehr wohl. Wer nur eine der beiden diktatorischen Großmächte beschuldigt, glaubt nachwievor an eine Verschwörungstheorie. Tatsache ist, dass beide Diktaturen die Ukraine mutwillig zerstören!

    • @APOKALYPTIKER:

      Hm. Verschwörung - ja, wobei man sich nicht allzuviel Mühe beim Verbergen gibt. Verschwörungstheorie? Leider nein, sondern Realität. Wobei neben Poroschenko auch und vor allem der US-aufgepäppelte/finanzierte/inthronisierte Jazenjuk und der starke Mann im Innern, Turtschinow, das Sagen haben. Und das bedeutet nichts Gutes für das Land, das nach der Wende im Gegensatz z.B. zum benachbarten Polen nie richtig auf die Beine kam und nun völlig in den Abgrund schlittert. Ja, "Apokalyptiker", so könnte man sagen "Syrifizierung". Oder, angesichts des immer selbstherrlicheren Auftretens der Sturmabteilungen des Rechten Sektors und der Kolomojskischen Bataillone auch eine "Somaliafizierung"...

      50.000 neue Rekruten?? Kanonenfutter, würde ich sagen, schlecht ausgebildet und miserabel ausgerüstet. Man hört immer wieder schon jetzt, daß viele Soldaten nicht mal ordentliche Winterkleidung haben. Das ist nicht das erste Mal, daß dies Soldaten in der weiten winterlichen Steppe passiert....

  • Hoffentlich ist das so. Eine sehr sinnvolle Grenzbereinigung.

    • @XXX:

      Ja, es sieht ganz danach aus, als daß, nach verschiedentlichen überhasteten Siegesmeldungen der letzten Monate, der Donezker Flughafen nun doch von den Separatisten erobert wurde, von Motorolas "Sparta"-Bataillon. Als "Rache" gab es dafür von ukrainischer Seite einen heftigen Artilleriebeschuß den größten Teil der Nacht hindurch, wieder mit zivilen Opfern und beschädigten Wohnhäusern. Unterdessen wird berichtet, das ukrainische Militär würde sich nach und nach aus dem benachbarten Peski zurückziehen, wohl aus Furcht vor einem Angriff der Separatisten. Falls sich das bestätigt, wäre es für Donezk eine gute Nachricht, erfolgte doch ein großer Teil des Beschusses von Peski aus.

      Auch in Gorlowka wurden durch ukrainischen Beschuß viele Häuser beschädigt oder zerstört, und westlich von Lugansk versucht das ukrainische Militär, die Kontrolle über den inzwischen berühmt-berüchtigten Checkpoint (russisch "blokpost") Nr. 31 wiederzuerlangen. Und rings um Debalzewo ebenfalls Kämpfe.

      Also, man muß leider sagen, der Waffenstillstand ist mehr oder weniger tot, und ob die Minsker Gespräche fortgeführt werden, steht in den Sternen.