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Konflikt im SudanGeneralstreik legt Sudan lahm

Mit zivilem Ungehorsam will die Protestbewegung ihren Volksaufstand gegen das Militärregime weiterführen. Das zeigt sich von Kritik unbeeindruckt.

Khartum, Sudan: Das Videostandbild zeigt eine verlassene Einkaufsstraße Foto: dpa

Nairobi taz | Sudans Opposition rief zum Streik, und massenhaft sind Sudanesen seit Sonntag dem Aufruf gefolgt. Geschäfte in Khartum sind zu, Behörden sind leer, die Wirtschaft ist paralysiert.

Der herrschende Militärrat versucht den Generalstreik mit Gewalt zu verhindern. Arbeitnehmer der Elektrizitätsgesellschaft wurden ebenso verhaftet wie Mitglieder der Pilotengewerkschaft. Bankangestellten wird gedroht, wenn sie nicht zur Arbeit gehen. Nur kleine Gruppen von Demonstranten trauen sich hier und da kurz auf die verlassenen Straßen, um Barrikaden aufzubauen. Täglich werden junge Menschen von Scharfschützen auf der Straße getötet. Am Sonntag wurden vier Tote in Khartum gemeldet.

Können Sudans gewaltlose Demonstranten ihren Volksaufstand weiterführen gegen brutale Milizen? Vor einer Woche organisierte das Militär eine Gegenrevolution und löste das gewaltlose Sit-in vor dem Armeehauptquartier in Khartum mit Gewalt auf. Mehr als hundert Menschen kamen ums Leben.

Die meiste Gewalt verübt die Rapid Support Force (RSF) von Mohamed Hamdan Dagolo, genannt Hemeti, die Nummer zwei des Militärrats. Die Opposition nennt die Truppe jetzt wieder Janjaweed, wie 2003, als sie gegen die Rebellion in der westlichen Region Darfur eingesetzt wurde.

„Stürze, das ist alles“

Eine Mitarbeiterin einer sudanesischen Nichtregierungsorganisation meldet, dass mehrere Krankenhäuser noch immer von der RSF umzingelt sind oder geschlossen wurden. Viele Ärzte seien untergetaucht. Krankenpflegerinnen und Medizinstudenten versuchen die Arbeit zu übernehmen.

Auf dem ersten Blick sieht es also danach aus, als habe Sudans Militär den Volksaufstand niedergeschlagen. Die Opposition, die seit Beginn ihrer Proteste vor einem knappen halben Jahr eine Zivilregierung für Sudan fordert, ist aber noch nicht bereit, aufzugeben. Die Demonstranten haben seit Dezember vieles durchgemacht, und sie scheinen für noch mehr bereit zu sein.

Der Streik behindert den Transport von Nahrungsmitteln und Benzin, was auch die Armee trifft

Die Internetverbindungen auf Handys sind zwar gesperrt, aber jetzt schicken die Aktivisten der Opposition Textnachrichten an Demonstranten. Zettel mit Informationen werden in Wohnvierteln von Hand zu Hand weitergegeben. Sie sind unterzeichnet mit „tasgot bas“, was so viel heißt wie: „Stürze, das ist alles“. Das war der Slogan der Opposition gegen Langzeitdiktator Omar Hassan al-Bashir, bevor das Militär ihn im April absetzte. Jetzt richtet er sich an den Militärrat, der seit April regiert. „Auf diese Art und Weise hat uns die Opposition vor ein paar Tagen geraten, uns Essensvorräte für zwei Wochen anzulegen“, schreibt eine Frau, die anonym bleiben will, der taz auf WhatsApp.

Nach Berichten in sozialen Medien wird nicht nur in der Hauptstadt Khartum gestreikt, sondern auch zum Beispiel in Sudans wichtigster Hafenstadt Port Sudan. Der Streik behindert den Transport von Nahrungsmitteln und Benzin, was auch die Armee trifft.

Ein friedlicher Ausgang ist unwahrscheinlich

Von ausländischer Kritik geben sich Sudans Militärherrscher unbeeindruckt. Kurz nachdem die Afrikanische Union am Donnerstag die Mitgliedschaft Sudans ausgesetzt hatte, besuchte der reformistische äthio­pische Premierminister Abiy Ahmed Khartum. Er sprach mit Armee und Opposition, um zwischen beiden zu vermitteln. Aber kaum hatte er das Land verlassen, wurden mehrere Oppositionsvertreter, die mit Abiy gesprochen hatten, von der Armee festgenommen. Am Montag wurde ihre Freilassung gemeldet.

Wie die Lage sich entwickelt, ist schwer zu sagen. Sicher scheint nur, dass es keinen Frieden geben wird. Ein Sprecher des Militärrats erklärte am Sonntagabend, die Opposition nutze den Generalstreik, um Waffen nach Khartum zu schmuggeln und „ihren Kampf gegen die Armee und die RSF in die Hauptstadt zu tragen“.

Jahre von Korruption und Sanktionen haben Sudan wirtschaftlich ruiniert. Die aufkommende Mittelschicht verschwand wieder schnell, viele flohen ins Ausland. Diejenigen, die blieben, haben kaum noch etwas zu verlieren. Daher kommt vielleicht auch die Hartnäckigkeit der Protestbewegung.

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