Konferenz zur Lösung des Libyenkonflikts: Handschlag zweier Gegenspieler
Die Schlüsselfiguren des Bürgerkriegs in Libyen sind in Palermo zusammengekommen. Beim Abschiedsfoto aber schon fehlten einige wieder.
Haftar kommandiert eine selbst ernannte Nationale Armee im Osten Libyens. Auch andere Teilnehmer der Konferenz in Palermo auf Sizilien waren bei dem Treffen zugegen, darunter der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian und der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew. Das Büro des ägyptischen Präsidenten Abdel-Fattah al-Sisi, der Haftar unterstützt, bestätigte auch seine Teilnahme an dem „Mini-Gipfel“.
Italien als frühere Kolonialmacht wollte alle Konfliktparteien – die beiden rivalisierenden Regierungen und auch die auf eigene Faust operierenden Milizen – dazu bringen, einen Plan zur politischen Einigung und Vereinigung des derzeit gespaltenen Lands zu beschließen. Die Erwartungen waren aber gering.
Haftars Lager machte klar, dass es nicht an der Konferenz selbst teilnahm, sondern nur an Treffen am Rande mit Politikern benachbarter Länder. Mit ihnen habe er vor allem über das Thema Migration sprechen wollen. Zum abschließenden Gruppenfoto erschienen weder Haftar noch Al-Sisi.
Halbe, ganze und gar-nicht-Teilnahmen
Aus einer in sozialen Medien veröffentlichten Erklärung eines Sprechers seiner Armee ging hervor, dass Haftar an der eigentlichen Konferenz nicht teilnehmen wollte, weil er Vertretern aus Tripolis vorwerfe, mit Milizen zusammenzuarbeiten, die er selbst als illegitim betrachte.
Die Türkei war von dem Mini-Gipfel ausgeschlossen und zog sich deshalb vorzeitig von der Konferenz zurück. Vizepräsident Fuat Oktay sprach von tiefer Enttäuschung. An dem informellen Treffen hätten einige Akteure teilgenommen. Dass sie „als die prominenten Protagonisten des Mittelmeers“ dargestellt worden seien, sei in die Irre führend und schädlich, sagte Oktay.
Ein diplomatischer Vertreter Italiens sagte dagegen vor Reportern, die Atomsphäre des Treffens sei herzlich und von Zusammenarbeit geprägt gewesen. Haftar habe Al-Sarradsch gesagt, dieser solle bis zu den Wahlen in verantwortlicher Stelle bleiben.
Seit dem gewaltsamen Tod des langjährigen Machthabers Muammar Gaddafi vor sieben Jahren herrschen in dem nordafrikanischen Land Blutvergießen und Chaos. Extremisten haben sich das Machtvakuum zu Nutzen gemacht. Von Libyen aus führt zudem eine der wichtigsten Migrantenrouten übers Mittelmeer nach Italien, die die rechtspopulistische Regierung in Rom schließen will.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!