Komödie „Rettet den Zoo“ im Kino: Der Colabär hat Durst

Die südkoreanische Komödie „Rettet den Zoo“ startet im Kino. Statt echter Tiere schlüpfen darin die Angestellten in Kostüme – und saufen Limo.

Menschen in Tierkostümen liegen auf Sofas in einem Büroraum.

Die Belegschaft des Dongsan Zoo erholt sich von ihrem Einsatz mit Haut und Haaren Foto: Capelight

Den an Knut geschulten Berlinern könnte man so etwas wohl kaum vormachen: Statt des echten Eisbären „Black Nose“ trabt im „Dongsan Park“-Zoo ein Mensch im Eisbärenkostüm vors erwartungsvolle Publikum. Und weil sich der Mensch in diesem Fall in seiner neuen Rolle alles andere als wohl fühlt und zudem in der Vollfellverkleidung tierisch schwitzt, greift er in einem unbeobachteten Moment zur Cola-Flasche. Aber was heißt heute noch unbeobachtet – einer filmt doch immer.

Selbstverständlich geht das Video mit dem Cola saufenden Eisbären binnen Kurzem viral. Und der kurz vor dem Ruin stehende Dongsan Zoo erlebt einen Besucheransturm wie lange nicht. Alle wollen den Bären mit der markenbewussten Vorliebe für die braune Brause sehen. Und so muss Tae-soo (Jae-hong Ahn) wieder und wieder ins Kostüm schlüpfen und Cola saufen.

Beim Start dieser südkoreanischen Komödie mit dem Titel „Rettet den Zoo“ von Jae-gon Son geht es dieser Tage eher darum, dass das Kino gerettet werden soll: Noch sind die Filmtheater gar nicht in allen Bundesländern geöffnet, noch scheinen die Regeln dafür unklar, aber ein kleiner, vergnüglicher Film wie „Rettet den Zoo“ könnte tatsächlich der genau richtige Versuchsballon sein, mit dem sich der Betrieb unter Coronabedingungen erproben lässt.

Die Handlung ist zwar an sich nicht besonders originell, in der verwegenen Mischung aus „Local Hero“, „Zoomania“ und „Die Firma“ aber durchweg sympathisch: Urbaner Kapitalismus trifft auf lokal gewachsene Strukturen, am Ende siegen Individualismus und Ökologie. Das satirische Märchen könnte überall spielen, ist in vorliegendem Fall aber im Großraum Seoul angesiedelt.

„Rettet den Zoo“. Regie: Son Jae-gon. Mit Ahn Jae-hong, Kang So-ra u. a. Südkorea 2020, 118 Min.

Hier versucht der bereits erwähnte Tae-soo zunächst als junger Rechtsanwalt in einer Hochglanzfirma nach oben zu kommen. Der Job erfordert viel Speichellecken und demütiges Verneigen vor der hehren Chefetage. Der Erfolg seiner Anwaltskanzlei zeigt sich unter anderem darin, dass vor ihren Türen Protestler lagern, die jeden, der raus- und reingeht, mit Parolen und Beschimpfungen überziehen.

Verlockendes Angebot

Eines Tages werden ein paar davon handgreiflich, aber Tae-soo wirft sich heldenhaft vor seinen Chef – und wird bald mit einem verlockenden Angebot prämiert: Er soll einen heruntergewirtschafteten Zoo auf Vordermann bringen, sodass man ihn besser verkaufen könne.

Tae-soo, zu allem entschlossen, sieht seine große Chance gekommen, aber als er Dongsan Zoo besichtigt, entdeckt er zu seiner Enttäuschung, dass dessen wilde Tiere bereits verkauft werden mussten. Einzig der Eisbär Black Nose ist noch übrig, der aber ist zu aggressiv, um vors Publikum gelassen zu werden. Bis auf den wehklagenden Ex-Direktor, eine Tierärztin und zwei Pfleger haben dazu noch alle Mitarbeiter den Zoo verlassen.

Beim Saufgelage mit dem Exdirektor verabschiedet sich Tae-soo also wieder von seinen Ambitionen, aber als ihm beim betrunkenen Heimweg durch den Park ein ausgestopfter Tiger einen heftigen Schrecken versetzt, kommt ihm die rettende Idee: Er bestellt bei einem Tierpräparator Kostüme für einen Gorilla, ein Faultier, einen Löwen und einen Eisbären und beginnt mit den vier letzten Getreuen den Auftritt zu proben.

Der Enthusiasmus des jungen Anwalts reißt alle mit. Schließlich sehen die Menschen immer nur das, was sie sehen wollen, oder? Und wer weiß schon, dass es gar kein Faultier gibt, das so groß ist wie ein Mensch?

Nein, man kann als Zuschauer nicht alles glauben, was hier auf der Leinwand passiert; allzu vieles bewegt sich in vertrauten Comedy-Bahnen. Dennoch ist der Film raffinierter, als er zunächst anmutet, womit er auf der Meta­ebene gewissermaßen die eigene Handlung spiegelt: So wie die Zoobesucher sich letzten Endes von einem alles andere als artgerechten „Stunt“, einem colatrinkenden Eisbären, überzeugen lassen, so lässt sich der Filmzuschauer vom absolut überzeugenden Underdog-Charme der Akteure bezirzen.

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