Kommentar: Auch Berliner können etwas tun
Matthias Platzeck betreibt eine rückständige Energiepolitik - das muss man sich nicht mit anschauen.
Matthias Platzeck hat ein Gespür für Zukunftsthemen. Deshalb hat er gestern auch von einem "Innovationslabor made in Brandenburg" gesprochen. Dazu gehört für Platzeck vor allem die Oxyfuel-Technologie, mit der der Klimakiller Kohlendioxid ins Erdreich verbannt werden soll. Der Traum des Ministerpräsidenten: Wird die Technologie im neuen Demonstrationskraftwerk von Vattenfall ein Erfolg, wird sie bald von Brandenburg in alle Welt exportiert.
Bis dahin exportiert das Land aber eher seine Gutausgebildeten und verpestet seine Landschaft. Und das, obwohl der Berliner Quasi-Monopolist Vattenfall in Brandenburg gar keinen Strom verkauft. Auch den exportiert es nämlich - unter anderem in die Hauptstadt.
Davon will Platzeck aber weniger gerne reden als von irgendwelchen Zukunftsträumen. Auch nicht davon, dass die Brandenburger schon heute mehr CO2 pro Kopf ausstoßen als US-Amerikaner. Und wer sagt denn, dass das CO2-freie Kraftwerk wirklich kommt? Dass die Technologie beherrschbar ist? Dass es wirklich bei den drei Tagebauen bleibt, die Vattenfall ab 2020 abbaggern will?
Wenn schon Platzeck sich den Fragen nicht stellt - die Brandenburger können es. Im Oktober beginnt die Volksinitiative gegen die Braunkohleverstromung im Land. Wenn auch die Partei Die Linke mitmacht, hat die Kohlelobby in Potsdam erstmals eine ernsthafte Opposition.
Doch auch in Berlin muss man der rückständigen Politik des Träumers Platzeck nicht tatenlos zusehen. Ein Wechsel vom Monopolisten Vattenfall zu einem Ökostromanbieter ist nicht nur ein Statement für erneuerbare Energien. Es ist auch ein Hinweis darauf, dass die Berliner keinen Dreckstrom aus der Lausitz mehr wollen.
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