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KommentarDer Beginn einer Rückkehr

Das Volksbegehren für Religions-Unterricht an Schulen hat die erste Stufe geschafft. Das Christentum hat derzeit wieder Oberwasser.

Ein angeblicher Boom bei den Gottesdienstbesuchen im Prenzlauer Berg. Ein Run auf die christlichen Schulen der Stadt. Ein konstanter, wenngleich noch schwacher Trend zum Wiedereintritt in die Volkskirchen auch im "gottlosen Berlin". Und jetzt das: Mehr als 37.000 Unterschriften, 17.000 mehr als nötig, hat der Verein Pro Reli gesammelt, damit irgendwann einmal dann doch der Religionsunterricht gleichberechtigt neben dem Ethik-Unterricht als Wahlpflichtfach stehen wird. Das Christentum, zumindest die Kirchen haben derzeit Oberwasser, so scheint es.

37.000 finden Reli richtig gut

Mehr als 37.000 Unterschriften sind für ein Volksbegehren für die Aufwertung des Religionsunterrichts eingereicht worden. Der Verein Pro Reli übergab am Donnerstag mehr als 20 Kartons mit Unterschriftenbögen beim Landeswahlleiter, sagte Michael Kube von der Innenverwaltung. Zur Beantragung des Volksbegehrens sind 20.000 gültige Stimmen nötig. Das eigentliche Volksbegehren könnte im Juni 2008 beginnen. Dann müssen innerhalb von vier Monaten 170.000 Menschen unterschreiben, um einen Volksentscheid durchzusetzen. Die Initiative will erreichen, dass Religions- und Ethikunterricht gleichberechtigt wird und die Schüler sich für eines der beiden Fächer entscheiden können. Der rot-rote Senat hatte den Ethikunterricht nach langen politischen Diskussionen als Pflichtfach eingeführt, Religionsunterricht blieb freiwilliges Zusatzfach. Die Innenverwaltung wird jetzt die eingereichten Unterschriften prüfen. Anfang Januar befasst sich der Senat mit dem Thema. Innerhalb von vier Monaten muss anschließend das Abgeordnetenhaus Stellung beziehen. dpa

Die Frage ist nur: Wie weit trägt dieser Schub für alles Christliche? Ist er mehr als ein Ausdruck der Sehnsucht des neuen Bürgertums in Mitte und Prenzlauer Berg nach Werten und einer heilen Welt, die dummer Weise schon lange vergangen ist? Steckt dahinter bloß die - böse gesagt - utilitaristische Idee, dass ein bisschen Christentum den verwöhnten Bürgerkindern schon nichts schaden könne?

Die Fragen müssen zunächst offen bleiben. Wahrscheinlich aber ist, dass ein bisschen von allem auch hinter dem Erfolg von Pro Reli steht. Zugleich ist die Masse an Unterschriften auch ein Hinweis darauf, wie sehr sich Berlin durch den massiven Bevölkerungsaustausch in den vergangenen 18 Jahren der zumindest west-deutschen Normalität angenähert hat. Deshalb ist wahrscheinlich: Wenn die Ideologen in den Parteien nicht weiter dominant bleiben, hat ein Wahlpflichtfach Religion an der Spree gute Chancen.

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