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KommentarDer Osten als Chance

Kommentar von Rolf Lautenschläger

Das Grips Theater bekommt eine Depandance in Berlien-Mitte. Dort finden sich die passenden Themen für das Jugendtheater.

E s gibt böse Zungen, die behaupten, bei Einzug des Grips Theaters ins Podewil könne sich dieses ruhig wieder in "Haus der jungen Talente" umbenennen. Der Name aus längst vergangenen Zeiten des DDR-Kulturbetriebs passe am besten zur Spielstätte für das Grips samt dem Figurentheater Schaubude, das ebenfalls im Podewil auftritt. Beide sind Kinder- und Jugendtheater, haben junge Schauspieler im Ensemble und bieten eine gehörige Portion Moral auf.

In der Tat haftet dem Ort und dem Grips Theater ein etwas gruftiges Image an. Das Grips kämpft seit Jahren ums Überleben. Die Produktionen sind aufwendig, zugleich sinken die Zuschauerzahlen und damit die Einnahmen. Das Land hat jetzt mit zusätzlichen 150.000 Euro jährlich einen finanziellen Absturz abgefangen. Das Podewil verzeichnet eine parallele Geschichte; der Veranstaltungsort beginnt sich seit einem Jahr als Haus der Berliner Kulturprojekte GmbH langsam zu erholen.

Das Grips könnte mit seinem zweiten Standbein im Ostteil der Stadt die Aufwärtstendenz im Podewil beschleunigen - und zugleich sein Image revidieren. Junge Stücke für ein junges Publikum brächten wieder Leben in die Bude, wie man im Abgeordnetenhaus zu Recht hofft. Das Grips dürfte aber auch als Theater und was die Auswahl seiner Stoffe angeht vom Gang in den Osten profitieren.

Am Hansaplatz war das Grips lange eine aufsässige und aufklärerische Institution gegen das Westberliner Establishment gewesen. Diese Zeiten sind vorbei. Nahe dem Alexanderplatz, an der Schnittstelle zwischen dem alten und dem neuen Osten, liegen andere Stoffe auf der Straße. Hier reiben sich - neben Kreuzberg und Neukölln - das Berlin von heute und von morgen. Intendant Volker Ludwig muss diese Geschichten erzählen. Das ist die Chance für das Grips im einstigen Haus der jungen Talente.

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Redakteur taz.Berlin
Rolf Lautenschläger hat Kunstgeschichte und Germanistik studiert. Als Autor und seit 1993 als Redakteur der taz kümmert er sich intensiv und leidenschaftlich um die Themen Stadtplanung und Architektur alias Abriss und Aufbau.
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