■ Kommentar: Alptraum Lego-Stadt
Vorweg: Dieter Hoffmann-Axthelm hat sich um die Reparatur der Stadt verdient gemacht wie kaum ein anderer. Er war es, der als einer der ersten die Zerstörung Kreuzbergs moniert hatte. Er war es auch, der die Stimmannsche Philosophie der Kritischen Rekonstruktion in der Friedrichstadt in konkrete Bauplanung übersetzt hat. Auf die Stadtmitte angewendet bedeutet die Wiederaufnahme der Blockrandbebauung und Parzellenstruktur freilich keine Rekonstruktion, sondern schlichte Zerstörung. Daß die baulichen Zeugnisse der DDR-Moderne nicht das letzte Wort sind, bezweifelt kaum einer. Sie allerdings radikal aus dem Stadtbild zu radieren, unterscheidet sich in nichts vom geschichtslosen Umgang mit der Stadt, gegen den Hoffmann- Axthelm einmal angetreten ist.
Doch das ist nicht der einzige Grund, warum der Masterplan ein restauratives Machwerk ist. Die städtebauliche Moderne der DDR war eben nicht nur der zweifelhaften Vision der verkehrsgerechten Stadt verpflichtet, sondern auch dem politischen Leitbild der Vergesellschaftung von Grund und Boden. Freiflächen wie den Panoramaplatz oder den Friedrichswerder nun wieder mit Blöcken im Altberliner Stil zu bebauen, ist daher ein weiterer Schritt in Richtung Privatisierung der Stadt, eine Art später Rache an der DDR.
Daß das Bild von der Lego-Stadt nicht nur schöner Traum ist, zeigt sich nicht zuletzt an der Tatsache, daß bezirkliche Planungen bereits auf ihre Entsprechung mit dem Masterplan überprüft werden sollen und die bezirkliche Bereichentwicklungsplanung gestoppt werden soll. Höchste Zeit also, den Masterplan zu kippen und sich wieder den tatsächlichen Problemen der Stadt und nicht nur ihren Bildern zu widmen. Uwe Rada
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