Kommentar: Keine Kosten scheuen
■ Warum das Sonderopfer Colonnaden für soziale Brennpunkte identitätsstiftend ist
Die City-Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Denn der Wirtschaftsbehörde kam die rettende Idee für Hamburgs neuen sozialen Brennpunkt gerade noch rechtzeitig: Ein „Quartiers-Management“, da scheut die Stadt keine Kosten, ist das Motto für das Sonderopfer Colonnaden.
Ein wirtschaftsprüfender Blick auf temporäre Straßen-Baustellen vor Edelschaufenstern, auf abgetretenen Straßenasphalt vor denkmalgeschützten Jugendstilvillen und auf eine ach so unästhetische Fußgängerbrücke genügt, um festzustellen: Dem Viertel der existenzbedrohten Pelzhändler und hungerleidenden Feinkost-Inhaber droht die Verslumung. Nur ein aus Steuergeldern finanzierter Manager kann Armani-Gewandete noch davor bewahren, im Dufte ihres Lagerfeld-Parfüms hundert Meter zur U-Bahn gehen zu müssen, statt vor dem Geschäft ins Cabriolet zu steigen.
Für Rest-Hamburg wird diese „einmalige Anschubfinanzierung“selbstverständlich keine „Initialzündung“haben. Warum auch? Müßten nicht Stadtteile wie St. Pauli, Dulsberg oder Bergedorf-West längst selbst in der Lage sein, mit der einen oder anderen städtischen Mark sich allein aus der Armut zu kämpfen? Und in den vor sich hinrottenden Einkaufszentren Neue Große Bergstraße in Altona oder Mümmelmannsberg wird der Senat den historisch-gewachsenen baulichen Katastrophenzustand nicht zerstören wollen.
Denn, das hat Hamburg nach nur zehn Jahren aus der Debatte um die soziale Misere der Städte gelernt, in jedem städtischen Umfeld muß zur Identitätsstiftung auch das Gesamtbild stimmen. Heike Haarhoff
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