piwik no script img

KommentarAufmucken statt ducken

■ Warum Austritte aus der GAL die Falschen schwächen

Jetzt Schlußstriche zu ziehen, ist ein Fehler. Es ist nachvollziehbar, es mag individuell konsequent sein. Deshalb ist es zu respektieren. Aber es ist falsch.

Die Argumente für und wider den Krieg gegen Serbien sind sehr ernsthaft formuliert und diskutiert worden, eine Entscheidung war überfällig. Das Mißtrauen Linker gegen Nato und gegen Amiland ist begründet, und mit jedem weiteren Kriegstag wird es größer. Das Verzweifeln an Fischer und seiner Partei ist verständlich; nicht nur wegen des Bielefelder Beschlusses.

Ob Atomausstieg oder Staatsbürgerrecht – die mattgrünen Akzente in der Bundespolitik sind leicht zu übersehen. Doch wer in die Regierung will, weiß vorher: Nicht alles ist zu realisieren, wovon Oppositionspolitiker vormals laut träumten, und zweitens gibt es keinen Sündenbock mehr, auf den wohlfeil zu verweisen wäre. All das gilt nicht nur für die Grünen im Bund.

Es gilt genauso für die GAL, deren Regierungsmotto ducken statt aufmucken lautet. Deshalb darf bei einer klaren Analyse der jetzigen Situation niemand beiseite schieben, daß es in der Polilitik der real existierenden rot-grünen Hamburger Koalition Gründe zuhauf gibt, die Linke verzweifeln lassen müssen.

Ohne diese Linken würde es nicht besser. Nur das Schlimmste verhindert zu haben, kann sie nicht trösten. Individuell verständliche Befindlichkeiten über politische Einflußmöglichkeiten zu stellen, hilft aber niemandem. Es schwächt die Falschen.

Brocken immer wieder den Berg hochzurollen, mag ermüden. Sie aber hinzuschmeißen, ist falsch. Sven-Michael Veit

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen