Kommentar: Privat politisch
■ Warum der Verkauf der Roten Flora ein Papier von noch unsicherem Wert ist
Davon mögen viele träumen: Problemfall, verzwickt, renovierungsbedürftig, günstig abzugeben, Preis Verhandlungssache. Dass jemand darauf reinfällt, gilt hingegen als unwahrscheinlich. Der Versuch des Hamburger Senats jedoch, das ewige Ärgernis Rote Flora durch Privatisierung loszuwerden, hat funktioniert.
Zunächst einmal zwar lediglich auf dem Papier. Was dieses wert ist, wird sich noch zeigen müssen. Die Erfolgsaussichten stehen allerdings so schlecht nicht, weil die Stadt nicht das lukrativste Angebot annahm, sondern das vermeintlich friedensstiftendere.
Was nützen schon hundertausend Märker mehr von Galeris-tin Basse, wenn deren Eigeninteressen mit dem gelben Haus am Schulterblatt dort auf Ablehnung stoßen. Das polittaktische Ziel, den fast schon ritualisierten Konflikt zwischen Flora und Staat noch vor der Bürgerschaftswahl zu entschärfen, wäre so nicht zu erreichen gewesen.
Ob das Kalkül mit Kretschmer aufgeht, ist zwar gleichfalls nicht sicher. Es wird davon abhängen, ob Käufer und Verkaufte einen modus vivendi finden. Der neue Besitzer hält sich zwar mit Erklärungen zurück, Indizien für ein falsches Spiel gibt es jedoch bislang nicht.
Dass es den FloristInnen sauer aufstößt, als Objekte herumgeschoben zu werden, mag nachvollziehbar sein. Die Privatisierung des Gebäudes als Entpolitisierung der Szene zu begreifen, ist allerdings Flachsinn. Eigendefinitionen über Feindbilder sind Zeichen argumentativen Notstands.
Sven-Michael Veit
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