Kommentar zur Nazidemo: Anti-Nazi-Demos nicht blockieren!
Die Geheimhaltung der Nazi-Demo durch die Polizei war ein Fehler. Gegendemonstrationen dürfen nicht behindert werden.
E in beliebter Slogan heißt: "Kein Fußbreit den Nazis" - in Berlin ist das Realität. Nach wiederholten Blockaden rechter Aufmärsche kann die Szene nur noch klandestin für ihre Demos werben, wie am Samstag geschehen. Trotzdem versammelten sich erneut weit mehr Gegendemonstranten: Am Ende marschierten die Neonazis keinen Meter.
Doch die prägenden Bilder des Samstags sind andere: Vermummte Neonazis, die im U-Bahnhof Mehringdamm Dunkelhäutige attackieren, auf Gegendemonstranten eintreten und mit einem unsäglichen "Wahrheit macht frei"-Banner "Ausländer raus"-Parolen skandieren. Abstoßende Bilder, die zeigen, wie menschenfeindlich und gewaltbereit die Berliner Rumpfszene und die von ihr mobilisierten Kameraden weiter sind.
Falsche Geheimhaltung
Nicht ohne Absicht wollten die Rechten erstmals seit Jahren durch Kreuzberg ziehen - dort, wo sie ihren politischen Feind und die von ihnen geschmähten Migranten vermuten. Warum die Polizei versuchte, den Aufmarsch noch am Tag selbst, auch vor Journalisten und Politikern, geheim zu halten, ist weder zu verstehen noch ist es ihre Aufgabe. Sicher genießen auch Nazis das Versammlungsrecht. Genauso aber steht es der Zivilgesellschaft zu, ihren Protest gegen Verfassungsfeinde zu artikulieren. Der Versuch, die Rechten "heimlich" ihre Parolen grölen zu lassen, wird in einer Großstadt kaum erfolgreich sein.
Noch weniger ist er öffentlich verantwortbar, wie das gewaltsame Ende am Samstag zeigte. Diese Bilder haben stattdessen eine andere Botschaft: wie richtig es ist, diesem üblen Haufen die breite gesellschaftliche Ablehnung entgegenzuhalten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles